Schreiben ist Kultur
Schreiben ist ein zentrales Kulturgut, das in unserer schriftsprachlichen Zivilisation während der Kindheit erlernt wird. Die sichere Beherrschung der Schriftsprache trägt wesentlich zum schulischen und späteren beruflichen Erfolg bei. Die Mitglieder der Aktion Deutsche Sprache befürchten, dass mit der Abschaffung der herkömmlichen Schreibschrift ein weiteres Kulturgut der deutschen Sprache dem Zeitgeist geopfert wird. Bereits heute hat die deutsche Sprache mit Anglizismen und der Vermischung mit der englischen Sprache zu kämpfen. Auch mit der Rechtschreibung und Grammatik haben immer mehr Jugendliche und auch Erwachsene ihre Probleme.
Schreibschrift fordert das Gehirn
Als Argumente für die Schreibschrift werden oft pädagogische Aspekte genannt. So fördere diese in hohem Maße die Entwicklung der Kinder zur Persönlichkeit. Wer die Schreibschrift abschafft, gibt demnach nicht nur ein wertvolles Kulturgut auf, sondern auch eines der wirksamsten Instrumente der Pädagogik. Durch die Schreibschrift würden besonders auch motorische Fähigkeiten, ästhetisches Bewusstsein und damit auch flüssiges Denken erworben. Wer nur eine Druckschrift lernt, schreibe in der Regel langsamer, wenig leserlich und müsse sich stärker anstrengen. Schreibschrift ist so gesehen eine Denkschrift. Die Form entsteht im Kopf und die Hand setzt sie aufs Papier. Man schreibt zuerst nach Vorlage, aber dann kommen Schnelligkeit, Rhythmus und Material dazu, die das Schriftbild verändern. Die ständige Rückkoppelung zwischen Hand, Auge und Gehirn trainiert die Feinmotorik. Unsere Finger, die tausende Tastkörper und freie Nervenenden besitzen, sind am besten mit dem Gehirn vernetzt. Darin gründet auch das „Begreifen“. Eine schlechte Schrift hemmt das Denken: Wenn das Gehirn hauptsächlich damit beschäftigt ist, die Wörter zusammenzusetzen, bleibt für den Inhalt nicht mehr viel Energie. Je flüssiger jemand schreiben kann, desto besser kann er auch denken.
Schreiben oder Tippen?
Während des Lesens sind genau die Hirnregionen aktiv, die auch beim Schreiben per Hand aktiv sind – die motorische Bewegung wird also im Hirn gespeichert. Beim Tippen reduziert sich diese allerdings auf das gleichförmige Drücken einer Taste. Neueste wissenschaftliche Untersuchungen belegen einen Zusammenhang zwischen dem Schreiben und dem Lesen lernen. Kinder ab vier Jahren, die mit der Hand schreiben lernen, lernen demnach deutlich schneller und besser lesen, als Kinder, die mittels einer Tastatur schreiben lernen. Die Computer müssen aber nicht gleich aus den Klassenzimmern verschwinden. Wer bereits eine gute Handschrift hat, kann bedenkenlos am Computer arbeiten.
Kein Grund zur Sorge bei einer „Sauklaue“
Gleich in welcher Schreibschrift sich die Schulkinder versuchen, manchmal scheinen diese Hieroglyphen schwer zu entschlüsseln. Diese Sauklaue kann dann redensartlich nicht mal von einer domestizierten Paarhuferdame gelesen werden. Eine unleserliche Handschrift ist bei Grundschülern ganz normal. Das hängt oft damit zusammen, dass die Feinmotorik noch nicht vollständig ausgeprägt ist. Da sich diese bei Mädchen meist eher entwickelt, haben oft Jungs eine „Sauklaue“. Um die Handschrift zu verbessern, muss also an der Feinmotorik gearbeitet werden. Das kann auf spielerische Art und Weise geschehen. Mädchen können sich für Schmuck basteln begeistern, Jungen ihre Geschicklichkeit im Umgang mit Werkzeugen üben, zum Beispiel bei einer Fahrradreparatur. Auch ein Laubsägekasten oder andere Bastelarbeiten helfen weiter.
Das schreib ich doch mit links
Für Kinder mit Lernschwächen könnte die neue Grundschrift leichte Vorteile bedeuten. Wo die „Schönschrift“ früher Schnörkel und Häkchen an festgelegten Stellen vorschrieb, sind nun mehr Freiheiten beim Verbinden der Buchstaben erlaubt. Linkshänder brauchen wegen der permanenten Buchstabenverbindungen das Schreibgerät auf dem Papier nicht ständig nach rechts zu schieben, sondern entlasten die Muskulatur durch Luftsprünge zwischen den Buchstaben. Ein Tipp für Rechts- und Linkshänder: Das Heft nicht parallel zur Tischkante sondern leicht geneigt zu legen. Linkshänder schreiben leichter „bergab“ und Rechtshänder leichter „bergauf“. Tipp für Eltern von Linkshändern: Beachten Sie unseren Hinweis zum früheren Titelthema für Linkshänder auf www.lausebande.de.
Was verrät die Handschrift?
Sag mir wie du schreibst und ich sag dir wie du bist. Stimmt das wirklich? Wissenschaftler die sich damit beschäftigen, so genannte Grafologen, behaupten das. Demnach kann man durch die Handschrift eines Menschen Rückschlüsse auf dessen Persönlichkeit ziehen. Handschriften gelten als individuell und unverwechselbar und Unterschriften haben schon viele Schicksale beeinflusst. Kein Wunder also, dass man sich schon lange Gedanken darüber gemacht hat, welche Persönlichkeit hinter den Schriftzügen steckt. Wissenschaftliche Beweise für den behaupteten Zusammenhang zwischen Handschrift und Persönlichkeitsmerkmalen konnten bislang aber noch nicht erbracht werden. Dennoch: Einige Arbeitgeber fordern heute sogar graphologische Gutachten an, um mehr über ihren Bewerber in Erfahrung zu bringen. Weil keiner wirklich begeistert ist, seinem zukünftigen Chef ein hingeschmiertes Gekritzel zukommen zu lassen, gibt es einige Tricks und einfache Übungen, mit denen Sie Ihre „Sauklaue“ unter Kontrolle bringen können.
Tipps für eine schönere Handschrift |
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