Interview :: Seite 41
mit 19 Jahren Profisportlerin. Ich unterschrieb mei-
nen Vertrag bei der Universum Box-Promotion. Oh,
auch das war ein schwerer Kampf. Auf meinem Weg
zum Erfolg habe ich keine körperliche Gewalt erfah-
ren. Allerdings wurde mir verbal schon Einiges um
die Ohren geschlagen. Frauen im Ring! Dafür war
die Männerwelt noch nicht reif. Bei den Profis wurde
ich freundlich aufgenommen, wenngleich anfangs
eher milde belächelt. Durch meine Leistungen, mei-
nen Ehrgeiz und den absoluten Willen, Hervorra-
gendes zu leisten, habe ich auch die härtesten Jungs
überzeugt und ihnen Respekt abgenötigt. In der
Presse wurde meist aller-übelst und frauenfeindlich
mit einem großen Schuss Häme über mich berichtet.
Aber das änderte sich dann im Laufe der Zeit. Auch
bei den Sportjournalisten legte sich nach und nach
ein Hebel um, sodass sie über meine Leistungen
schrieben und sexistische Bemerkungen immer sel-
tener wurden.
Sie haben sich später entschieden, Rechtsanwalts-
gehilfin zu lernen – hat der Sport Ihr Gerechtigkeits-
empfinden besonders beeinflusst?
So groß war meine Liebe zu diesem Beruf nicht. Ich
musste meinen Eltern versprechen, erst einmal eine
vernünftige Ausbildung zu absolvieren. Das ist auch
etwas, was ich allen jungen Sportlern und Sportle-
rinnen mitgeben will: Bildung und Ausbildung sind
ungeheuer wichtig! Das sind die Fundamente, auf
die man langfristig aufbauen kann. Nicht jede Sport-
lerkarriere bedeutet auch ein sorgenfreies Leben!
Sie haben Frauenboxen TV-tauglich gemacht, bei
Ihren Duellen gegen Stefan Raab mit über 7 Millio-
nen und bei Ihrem Abschiedskampf sogar mit über 8
Millionen Zuschauern – haben es boxende Mädchen
heute leichter?
Der Weg für Frauen ist geebnet – allerdings ist es ge-
rade für sie sehr schwer geworden. Mit dem Rückzug
von ARD und ZDF ist das Boxen ein Stück weit ge-
storben. Nach wie vor gibt es gute Boxerinnen, die
Mädels haben es allerdings besonders schwer, Sen-
deplätze im TV zu erobern.
Wenn Sie auf Ihre Entwicklung zurückblicken, glau-
ben Sie, das Mädchen und Jungen heute weni-
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