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Interview :: Seite 42

Wird in Ihrem Buch auch deutlich, an welchen Indi-

zien man solche Fälle erkennen kann?

Ja, das war mir auch ganz wichtig. Ich will Men-

schen, die damit im eigenen Handeln nichts zu tun

haben, einen Einblick geben. Wer dieses Buch liest,

der weiß dann auch besser, ob in der Nachbarschaft

Gewalt an Kindern ausgeübt wird.

Am 30. April ist Tag der gewaltfreien Erziehung, was

werden Sie an diesem Tag tun?

An diesem Tag halte ich genau zu diesem Thema ei-

nen Vortrag vor Vertretern des europäischen Parla-

ments in Straßburg.

Vielen Dank für das Interview.

Strenge Erziehung hat nicht unbedingt mit Gewalt

zu tun. In diesen Formaten sehen wir ja auch keine

Gewalt gegenüber den Jugendlichen. Stattdessen

werden ihnen klare Grenzen aufgezeigt. Genau das

ist die Aufgabe eines Erwachsenen. Ich muss meinen

Kindern auch Grenzen aufzeigen, aber ich mach’s

nicht mit Gewalt, sondern mit Vernunft und rede mit

ihnen. Und wenn ich eine Strafe ausspreche, dann

sind diese an heutige Zeiten angepasst. Das kann

der Einzug des iPads oder ein Medienverbot für ein

paar Tage sein. Das trifft Kinder schon hart, aber wir

sprechen auch darüber und erhalten uns ein großes

Vertrauen zueinander.

Nun ist konsequente Erziehung oft kein „Ponyhof“

und meist nicht planbar – ist Ihnen schon einmal die

Hand ausgerutscht?

Noch nie. Ich hasse Gewalt, auch durch meine ei-

genen Erfahrungen. In der Pubertät können Kinder

einen manchmal ziemlich in die Ecke drängen. Da

ist es mir umso wichtiger, an die eigene Kindheit

zu denken und mich zu fragen: Wie war ich denn

in dem Alter und welche Hilfestellung hätte ich ge-

braucht? Das hat mich in der Erziehung meiner Kin-

der immer weiter gebracht.

Welche Resonanz haben Sie auf Ihr Buch erfahren

und welche wünschen Sie sich?

Viele Betroffene haben sich per Internet gemeldet.

Ich verspreche mir von diesem Buch vor allem Öf-

fentlichkeit für dieses Thema. Dieses Tabu muss

endlich gebrochen werden. Wir können uns in unse-

rer Gesellschaft nicht leisten, dass Kinder sogar ver-

sterben. Die Gesellschaft muss sich endlich mit die-

sem Problem auseinandersetzen. Wir brauchen auch

stärkere Gesetze. Vor allen Dingen brauchen wir

aber mehr Geld für Hilfsangebote für betroffene Kin-

der. Die Politik weiß leider ganz genau, dass mehr

Licht in diesem Thema auch die unglaublich hohe

Dunkelziffer beleuchtet. Damit wäre natürlich auch

ein immer höherer finanzieller Aufwand verbunden.

Außerdem geht es hierbei um Kinder – und das sind

nicht diejenigen, die am Ende die Politiker wählen.

All das treibt die Motivation nicht gerade hoch, sich

diesem Thema zu stellen. Hier sehe ich meine Aufga-

be, das mit Nachdruck einzufordern.

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