Interview :: Seite 58
auch richtig gut ging. Ausgerechnet dieser Freund
ist Lehrer geworden! Der ist gern Lehrer und kennt
keine Querelen mit seinen Schülern. Er macht näm-
lich klare Ansagen, steht fünfmal eher auf als seine
Schüler und hat schnellere Sprüche. Die akzeptieren
und mögen ihn. Dabei profitiert er auch von seiner
eigenen Wildheit. Er sagt: seit 15 Jahren wartet er da-
rauf, mal auf einen Typ zu stoßen, der so ist wie wir
damals!
Man kann Werte auf die harte oder seichte Tour ver-
mitteln. Trifft Sie zu Hause das Bild von einer harten
Schale mit weichem Kern – sind Sie eher ein streng
erziehender Vater mit Autorität oder der sanfte Ku-
schelbär?
Ich bin kein Kuschelbär, ich bin immer ein
strenger Vater gewesen. Das bedeutet nicht, dass die
Kinder die anderen Seiten nicht auch bekommen. Er-
ziehung sollte meines Erachtens wechselseitig und
vielseitig sein. Eine Strenge ist dabei wichtig, ohne
die geht es nicht. Man muss den Kindern auch klar
machen, was gut ist und was nicht, was akzeptiert
wird, was nicht erwünscht ist und welches Verhal-
ten ganz klar abgelehnt wird. Natürlich muss man
da streng sein.
Laut aktuellen Facebook-Einträgen haben Sie das
Stand-Up-Paddling für sich entdeckt, Sie sind auch
sonst ein Mann für Sport und Natur. Haben Sie Ihren
Kindern diese Leidenschaften weitergeben können?
Ja, das denke ich schon. Ich bin immer gern draußen
gewesen. Mein aufblasbares SUP-Board habe ich im-
mer dabei und gehe oft ganz spontan aufs Gewässer,
wenn es sich ergibt. Ich gehe aber auch in den Ber-
gen wandern. Das Hinausgehen in die Natur ist für
mich wichtig und ich glaube fest, dass das eigent-
lich auch alle Kinder mögen. Es gibt natürlich auch
Stubenhocker, aber man muss die Kinder auch mo-
tivieren, den Arsch hochzukriegen, hinauszugehen
und in der Welt etwas zu erleben. Das wird immer
schwieriger, weil sie durch die elektronischen Me-
dien abgelenkt werden und garnicht merken, dass
ihnen eigentlich langweilig ist. Früher war es ja
langweilig, drinnen zu sitzen. Dann hieß es: ab nach
draußen, Fußball spielen oder mit dem Fahrrad
durch die Gegend fahren, Skateboard, was weiß ich.
Die Motivation rauszugehen besteht für Kinder im
Augenblick ja eher darin, draußen Pokémon zu fan-
gen. Dabei müssen Kinder draußen Räume haben,
die nicht sanktioniert sind und wo Natur erlebt wer-
den kann. Leider ist in Deutschland heute alles sehr
ordentlich und sehr eng. Ich bin in einer Zeit großge-
worden, da gab es noch Brachen, Zechen, gefährli-
che Orte, da konnte man Abenteuer erleben. Das war
reizvoll. Natürlich hatten unsere Eltern auch gesagt:
Was fällt euch ein, dahin zu gehen, da könnt ihr
irgendwo hineinstürzen, das ist lebensgefährlich.
Dann sind wir natürlich erst recht hingegangen, ha-
ben geguckt, Taschenlampen dabei gehabt. Gefah-
rensucher waren wir. Wir sind nicht dumm gewesen,
haben aber natürlich auch unseren Mut erprobt.
Sie werden in genau einer Woche 44 Jahre alt. Gibt’s
da eher einen Kasten Bier unter Kumpels oder eine
beschauliche Familienfeier?
Das weiß ich im Augen-
blick noch nicht. Das ist eine gute Frage. Ich habe im
Moment so viel um die Ohren, dass ich schon einen
Tag später wieder auf der Arbeit sein muss. Deswe-
gen diskutieren wir noch, wie wir feiern. Grundsätz-
lich freue ich mich, Geburtstage zu feiern. Ich finde
das sehr schön. Ich habe es auch schon erlebt, dass
Freunde spontan mit Grillfleisch und Getränken vor
der Tür standen, da bin ich fast umgefallen vor Freu-
de. Ist doch herrlich, so überrascht zu werden.
Ich habe von Ihnen ein sehr schönes Zitat gefunden:
„Ein Mann der nach der Arbeit nicht bei seiner Fami-
lie ist, der ist kein richtiger Mann.“ Dabei verkörpern
sie oft ein Männerbild aus einer vergangenen Zeit,
zu dem das gar nicht zu passen scheint. Definieren
Sie das Mann-Sein tatsächlich darüber, was Mann
in der Familie leistet?
In gewisser Weise ja. Es unter-
scheidet den Mann vom Jungen, dass der Mann Res-
sourcen für seine Familie zur Verfügung stellt. Zeit,
Geld, Kreativität und Fantasie. Natürlich auch Liebe.
Ich denke, all das hat schon viel damit zu tun, wann
ein Mann ein Mann ist. Das fällt einem aber nicht
einfach durch das Alter zu, das ist etwas, wozu man
sich immer wieder neu entscheiden muss.
Wir danken für das Gespräch.