Titelthema :: Seite 34
Gebärmutter, die bei weiteren Schwangerschaften
und Geburten zu Risiken führen kann. Wer viele
Kinder hat, bekommt diese oft in einem kurzen
Abstand und fällt fast automatisch in die Kategorie
„Risikoschwangerschaft“. Manchmal empfinden
Frauen die Schwangerschaft mit dem dritten oder
vierten Kind einfach als anstrengender, weil die
Kinder zu Hause nicht mehr so viel Zeit für Ruhe
und Entspannung lassen. Viele Schwangere sind
oft müde. Wenn dann noch ein Kleinkind zu Hau-
se ist, das auch nachts gelegentlich Zuwendung
braucht, kann Schlafmangel ein Problem werden.
Nichtsdestotrotz ist jede Schwangerschaft aufs
Neue ein Wunder und für die größeren Geschwis-
ter durchaus spannend. Je älter sie sind, desto
besser begreifen sei, warum Mamas Bauch immer
runder wird und was auf sie zukommt: (noch) ein
Geschwisterchen.
Zur Rolle der Geschwister
Kinder in kinderreichen Familien wachsen mit
mindestens zwei Geschwistern auf. Das tut ihnen
gut, wie Interviews und Studien zeigen. Kinder aus
Großfamilien entwickeln soziale Kompetenzen. Sie
lernen Rücksicht auf die jüngeren Geschwister zu
nehmen, ihnen zu helfen, mit ihnen zu teilen, sie
lernen nachzugeben und auch sich durchzusetzen.
Sie werden früher als in anderen Familien in den
Haushalt miteinbezogen, um die Eltern zu entlas-
ten. Sie haben fast immer jemanden zum Spielen
aber auch Streiten. Sie werden früher selbständig.
Auch den Eltern gelingt das Loslassen – gezwun-
Ebenso zeigt sich ein Ost-West-Gefälle: In Ost-
deutschland haben 7 Prozent aller Familien min-
destens drei Kinder, in Westdeutschland 13 Pro-
zent. Schaut man auf andere europäische Staaten,
fällt auf, dass die Großfamilie in Deutschland we-
niger stark verbreitet ist. Den 12 Prozent kinder-
reichen Familien stehen 35 Prozent in Irland, 22
Prozent in Norwegen und 21 Prozent in Frankreich
(Erhebung von 2005) gegenüber.
Gründe für und gegen eine Großfamilie
Es gibt in Deutschland etwa 900.000 kinderreiche
Familien. Warum haben sie sich für eine Groß-
familie entschieden? Und warum sagen so viele
Paare nach dem zweiten Kind: Jetzt ist Schluss. Be-
fragt man Großfamilien, warum sie sich für mehr
als zwei Kinder entschieden haben, sagen sie oft:
(Viele) Kinder bereichern das Leben, machen den
Alltag lebendiger, das Leben bunter. Manche sind
selbst mit vielen Geschwistern aufgewachsen und
haben dies schätzen gelernt, andere waren Einzel-
kinder und wollten ihre Kinder anders aufwachsen
sehen. In jedem Fall sehen diese Familien Kinder
an sich als hohen Wert. In der Regel sind sich beide
Partner einig, dass sie viele Kinder möchten. Al-
lerdings gilt auch: Je höher die Kinderzahl, desto
eher hatte zumindest ein Partner Bedenken gegen
das jüngste Kind gezeigt. Bemerkenswert: Hat ein
Paar zwei Mädchen oder zwei Jungen, ist die Wahr-
scheinlichkeit höher, dass es sich noch für ein drit-
tes Kind entscheidet. Die Entscheidung für oder
gegen eine Großfamilie fällt in der Regel frühzeitig.
Frauen mit vielen Kindern fangen durchschnitt-
lich ein Jahr eher an mit der Familiengründung als
Frauen mit einem oder zwei Kindern, sie sind bei
der Geburt ihres ersten Kindes im Schnitt 27 Jahre
alt.
Das hat auch rein körperlich Vorteile: Jede Schwan-
gerschaft bedeutet für den Körper eine Belastung,
manche Frauen stecken das besser weg, andere lei-
den unter typischen Schwangerschaftsbeschwer-
den. Das Bindegewebe, Bänder und Sehnen wer-
den nachgiebiger, um die Geburt zu erleichtern.
Der Beckenboden braucht nach vier Schwanger-
schaften ein intensiveres Training als nach einer.
Wer viele Kinder plant, sollte von Beginn an ver-
suchen eine natürliche Geburt zu ermöglichen.
Jeder Kaiserschnitt hinterlässt eine Narbe in der