Titelthema :: Seite 35
genermaßen – besser als bei nur einem Kind. Gleichwohl ist nicht
jedes Einzelkind rücksichtslos und egoistisch. Gerade wenn es viel
Kontakt zu Gleichaltrigen hat, kann das mögliche Nachteile ausglei-
chen. Eltern mit vielen Kindern stehen immer wieder vor der Frage:
Wie werde ich jedem Kind gerecht? Wie kann ich meine Zeit und
Liebe gerecht auf alle Kinder aufteilen? Oft geben sie sich besonders
Mühe, auf die Bedürfnisse und die Entwicklung jedes Einzelnen zu
achten, jedem Kind auch exklusive Mama- oder Papa-Zeit zu gewäh-
ren. Gerechtigkeit gegenüber jedem Kind ist dabei kaum zu erreichen
– schon gar nicht aus Sicht des Kindes. Das Ältere darf vielleicht län-
ger aufbleiben, muss aber mehr im Haushalt helfen.
Partnerschaft und Großfamilie
So wie die Eltern versuchen, auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Kin-
des einzugehen – sollten sie unbedingt auf ihre eigenen Bedürfnisse
achten. Da viele Kinder nicht nur viel Freude machen sondern auch
viel Arbeit, bleibt den Eltern kaum Zeit für sich selbst oder für sich
als Paar. Gespräche drehen sich allzu oft um die Sorgen und Nöte der
Kleinen. Gerade wenn der Nachwuchs noch jünger ist, bleibt Zwei-
samkeit auf der Strecke. Ein Candle-Light-Dinner oder ein Kinobe-
such zu zweit? Die Wahrscheinlichkeit dafür sinkt mit jedem Kind.
Das macht diese Paare aber keineswegs unzufriedener. Sie finden ihr
Glück ihr Zuhause, die Kinder bringen genug Abwechslung. Sie ver-
bringen gern und bewusst viel Zeit in Familie, sei es bei den Mahlzei-
ten oder an den Wochenenden. Und irgendwann bleibt ihnen auch
wieder mehr Zeit für sich. Paare mit vielen Kindern haben stabilere
Beziehungen als andere. Sie sind öfter verheiratet und empfinden
ihre Beziehung überdurchschnittlich oft als glücklich.
Das gilt im Übrigen trotzdem oder obwohl in kinderreichen Famili-
en oft die klassische Rollenverteilung gelebt wird: Der Vater verdient
den Lebensunterhalt, fast immer in Vollzeit, die Mutter kümmert
sich um Kinder und Haushalt. Je mehr Kinder eine Familie hat, desto
wahrscheinlicher ist es, dass die Frau zu Hause bleibt und ihren Be-
ruf zumindest für einige Zeit auf Eis legt. Wer viele Kinder hat, wird
kaum einen Arbeitgeber und auch kaum die Zeit und Kraft finden,
nebenbei Teilzeit oder gar Vollzeit zu arbeiten. Viele Babypausen
und viele Kind-Krank-Tage sind schwer mit einem Arbeitgeber zu ver-
einbaren. Daher entscheiden sich die Frauen ganz bewusst dafür, für
einige Jahre zu Hause zu bleiben und für die Kinder da zu sein: Nur
40 Prozent der Frauen mit vier oder mehr Kindern gehen arbeiten.
Drei von vier dieser Frauen arbeitet Teilzeit. Frauen in freien Berufen
oder im öffentlichen Dienst haben es dabei einfacher, Beruf und Fa-
milie zu vereinbaren. Sobald das jüngste Kind in die Vorschule oder
Schule kommt, gehen deutlich mehr Frauen wieder arbeiten.
Kinderreichtum = Kinderarmut?
Das heißt: Für lange Zeit fällt ein Einkommen weg, der Mann ist Al-
leinverdiener. Gleichzeitig steigen mit jedem weiteren Kind die Kos-
ten. Aus diesem Grund rutschen viele kinderreiche Familien in die
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