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Titelthema :: Seite 31

Regel schon und fast alle Bäcker testen immer mal

wieder neue Sorten. Sei es das Kürbisbrot im Okto-

ber, das Adventsbrot in der Weihnachtszeit oder ein

Kräuterbrot im Frühjahr.

Diese unfassbare Vielfalt ist sogar von offizieller Sei-

te anerkannt worden: Seit 2014 ist die deutsche Brot-

kultur als immaterielles Kulturerbe bei der UNESCO

eingetragen. Die Gründe für die deutsche Lust am

Brot liegen in der Geschichte. Als förderlich für die

Vielfalt gilt unter anderem die deutsche Kleinstaate-

rei, die sich noch heute im Föderalismus widerspie-

gelt. So entstanden in jedem Herzogtum und jedem

Königreich eigene Backspezialitäten. Die internati-

onal gelobte deutsche Handwerksausbildung und

die Meisterpflicht sorgen für das erforderliche hand-

werkliche Geschick und Wissen der Bäcker. Hinzu

kommt, dass in Deutschland, anders als südlich der

Alpen, nicht nur Weizen angebaut wurde. Das hiesi-

ge Klima und die Böden boten beste Voraussetzun-

gen auch für Roggen und Dinkel. Die Franzosen und

Spanier dagegen schätzen den Weizen, was natür-

lich die Auswahl an Broten einschränkt.

Wie wichtig Brot seit Jahrhunderten für uns ist, zeigt

ein Blick in Kunst und Kultur, in Sprache und Reli-

gion: Im „Vaterunser“ bitten die Christen um „unser

täglich Brot“. Leonardo da Vincis berühmtes Gemäl-

de vom Abendmahl zeigt das Brot, welches Jesus

Je nachdem, ob man an die schnöde Wurst-

stulle aus der Brotbüchse oder den noch war-

men Laib aus dem Ofen denkt: Brot löst bei jedem

andere Assoziationen aus. Für die einen ist es der

notwendige Untergrund für Käse und Schinken,

für andere eine Gaumenfreude, die nur etwas But-

ter und Salz braucht, und wieder andere vermissen

es schmerzlich im Urlaub. Brot kann so viel. Die

Grundzutaten aber sind immer gleich: Wasser und

Mehl. Was sich aus diesen zwei Grundzutaten durch

Zugabe von Gewürzen, Hefe oder Sauerteig und mit

der richtigen Technik und einem guten Ofen alles

zaubern lässt, ist durchaus beeindruckend. So be-

eindruckend, dass uns das Brot einen eigenen Bei-

trag wert ist. Wir erklären, warum Brot auf jeden

Speiseplan gehören sollte, geben Tipps, wo man

Brot am besten kauft und blicken auf die Entwick-

lung der deutschen Brotkultur.

Kaum ein anderes Land kann mit der deutschen

Lust am Brot mithalten, dennoch lohnt ein Blick

über die Grenzen. Egal ob Südamerika oder Afrika:

Brot ist in vielen Ländern das wichtigste Grundnah-

rungsmittel, es ist einfach herzustellen, Getreide

wächst fast überall und preiswert ist es ebenfalls.

In den asiatischen Ländern ist das Brot langsam auf

dem Vormarsch, es löst zunehmend Reis als Grund-

nahrungsmittel ab. Die deutsche Vorliebe für dunk-

les Brot ist eher die Ausnahme. Fast überall werden

helle Brote aus Weizen bevorzugt. Der klassische

runde Laib ist ebenfalls typisch deutsch. Woanders

heißen die Köstlichkeiten Fladenbrot, Knäckebrot,

Baguette, Ciabatta, Tortilla, Bagel, Donut, Naan,

Pita, Focaccia.

Historisches

In Deutschland sind es Mischbrot, Roggenbrot, Kör-

nerbrot. Die Bäckereien warten fast jede Woche mit

neuen Sorten auf. Im deutschen Brotregister, erstellt

vom Zentralverband des Deutschen Bäckerhand-

werks, sind unglaubliche 3.200 Brotspezialitäten re-

gistriert. Die findet man nun nicht alle beim Bäcker

um die Ecke. Aber mehr als drei Sorten sind es in der

Redaktion:

Anett Linke, Foto links: Steffen Schwenk

(light-impression.de)

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Brot + Kultur = Deutsch

Der richtige Weg zum gesunden Backgenuss.