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Kolumne :: Seite 55

bis unter den Klorand, der sich dann in 20 Minuten

zurückzog und ein blitzblankes Klo hinterließ. Ich

griff natürlich sofort zu.

Am kommenden Sonntag verabschiedete sich

meine besser Hälfte nach dem Frühstück und ge-

noss ihren Frauentag bei einer guten Freundin. Ich

machte mich gleich ans Werk. Den Start machte das

Fensterputzen, eine der Arbeiten, die meine Frau

am wenigsten mag. Deshalb wollte ich die Fenster

besonders sauber putzen und hatte ja gelernt, dass

Kernseife zum Putzen immer gut ist und auch gleich

desinfiziert. Einen Gummiabzieher hatte ich im Su-

permarkt organisiert, das ging viel schneller als die

Poliererei mit Tüchern. Für die Staubentfernung hat-

te ich mir einen besonders männlichen Trick über-

legt. Meine Frau fluchte ja immer, wenn sie bei den

Regalen kaum in die Ecken kam. Ich hatte unseren

Laubbläser Turbojet 3000 aus dem Garten geholt.

Gegen uns zwei hatte auch nicht das kleinste Staub-

korn im Regal die geringste Chance. Dann folgte die

Küche und schließlich das Bad. Als ich die Wasch-

maschine starten und mit dem WC-Zauberschaum

das Klo sauberzaubern wollte, kamen die Kids aus

ihren Zimmern. „Papa, das ist langweilig, kommst

du spielen?“. Aber Papa transpirierte und das Pro-

jekt Frühjahrsputz war schon eine Stunde im Rück-

stand. Ich verdonnerte die Kleinen zum Schuheput-

zen draußen vor der Wohnungstür und unterwies sie

in der Anwendung von Pflegeschaum, Schuhcreme

und Bürsten, wozu ich den den familiären Schuh-

besitz nach entsprechenden Pflegenotwendigkeiten

in Haufen unterteilte. Dann machte ich mich wie-

der auf ins Bad, startete die Waschmaschine und

schüttete den WC-Zauberschaum ins Klo. In diesem

Moment bog unser kleiner Stubenterrier um die Ecke

und sah mich aus seinen braunen Augen ganz ver-

zweifelt an. Verdammt, das hatte ich auf dem Pro-

jektplan nicht vermerkt, ich hatte die Gassirunde

ganz vergessen. Schnell schnappte ich mir unser

Hündchen und rannte mit dem Fellknäuel auf dem

Arm hinunter in den Hof. Schon unterwegs im Trep-

penhaus ergoss unsere Fußhupe einen erstaunlich

großen Blaseninhalt über meinen Arm und mein

Shirt. Aber raus mussten wir trotzdem, falls noch

etwas Festes hinterherkommt. In aller Hektik fiel

die Haustür hinter mir zu – und wie ich kurz danach

erfahren sollte, hatte ich beim Putzen der Gegen-

sprechanlage samt Klingel in unserem Flur selbige

versehentlich auf stumm geschaltet. Mir hätte aber

sowieso niemand öffnen können, da meine Kids

ebenfalls nicht in der Wohnung waren. Mein Plan

kam ins Wanken. Auch in den anderen Wohnungen

rührte sich nichts. Alle Familien im Haus hatten of-

fensichtlich zum Frauentag einen schönen Ausflug

unternommen. Wahrscheinlich hatten alle Männer

außer mir zur richtigen Zeit die Bedeutung des Va-

lentinstags verstanden.

Eine halbe Stunde später kam meine bessere Hälfte

endlich von ihrem Ausflug zurück, samt Freundin.

Ich erwartete sie, feucht und stinkend samt irritiert

schauendem Hund vor der Haustür. Noch siegessi-

cher sagte ich ihr, dass alles okay sei und sie sich auf

eine tolle Wohnung freuen dürfe.

Vor der Wohnungstür erwarteten uns dann unsere

Kids. Sie hatten am Vorabend „Fluch der Karibik“

geschaut und zwischenzeitlich die Qualität der

Schuhcreme zum Kinderschminken entdeckt, zwei

Piraten mit schwarzen Augenklappen und allerlei

Narben im Gesicht sahen uns hocherfreut an. Beim

Spielen war ihnen meine Schuhordnung glatt durch-

einander geraten und die guten Wildlederstiefel mei-

ner Frau entfalteten dank Schuhcreme einen voll-

kommen neuen Tigerlook. In der Wohnung sollte

die Situation nicht besser werden. Als sie aufschloss,

schwappte gerade eine Schaumpfütze aus dem Bad

in den Flur. Ich hatte offensichtlich die Kappen für

Waschmittel und WC-Zauberschaum verwechselt

– und das Zauberzeug hatte zwischenzeitlich die

ganze Waschmaschine und das halbe Bad unter sich

bedeckt. Genau in diesem Moment schob sich die

Sonne das erste Mal hinter den Wolken hervor. Ich

war bereits von Minute zu Minute ruhiger geworden,

starrte nun aber vollkommen verwundert auch noch

auf Fenster, die mit Schlieren übersäht nach Milch-

glas aussahen und wie Streuselkuchen mit Staub

übersäht waren. Heute weiß ich, dass Seife Fenster

nicht strahlend macht und Staub nicht umsonst

gewischt werden sollte. Ich stammelte wieder „gut

gemeint ... nicht gewusst ...“, resignierte aber ob des

katastrophalen Scheiterns meines Projekts schnell.

Meine bessere Hälfte samt Freundin schalteten so-

fort ihren Multitasking-Modus ein und innerhalb

einer Stunde waren die Kids sauber, die Fenster

streifenfrei und das Bad entschaumt. Mir schwirrte

der Kopf. Ihr abschließendes „Ist nicht so schlimm“

erfordert jetzt aber doch einen phänomenalen Plan

meinerseits, Na ja, im Mai ist Muttertag, vielleicht

läuft es da ja besser.

Euer lausitzDADDY