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Noch viel mehr zu Neuigkeiten rund um die Lausitzer Braunkohle und unsere Industrieregion erfahren Sie unter
www.pro-lausitz.de. Wer den Verein unterstützen möchte, findet auf der Internetseite auch alle Möglichkeiten dazu sowie
einen Mitgliedsantrag.
so aus der Lausitz transferiert. Viel zu lange hat die Re-
gion auch beimExperiment mit ihren Hochschulen zu-
geschaut, die in fusionierter Formnoch immer eine kla-
re Positionierung zum einzigen regionalen Vorteil im
Themenbereich Energie vermissen lassen. Forschung
und Hochschule ist in unserer Wissensgesellschaft ein
ganz zentraler Standortfaktor. Genauso wie die Infra-
struktur. Hier setzt nun die Bahn klare Signale. Mit dem
Streichen von drei Bahnhalten auf der Strecke aus der
Lausitz nach Berlinwird die Region abgekoppelt. Kaum
diskutiert wird, warum die Haltestellen ausgerechnet
in der Region und nicht im Randberliner Bereich ge-
strichen werden. Es geht im Kern darum, die Abläufe
im sogenannten Berliner „Speckgürtel“ reibungsloser
zu gestalten. Klarer kannman kaum sagen, dass wir in
der Lausitz als vermeintliche Provinz künftig als immer
unwichtiger erachtet werden.
Am dramatischsten ist meines Erachtens aber die Ent-
wicklung der Debatte um die Braunkohleindustrie in
der Lausitz. Es geht hier nicht nur um die Arbeitsplät-
ze, sondern auch umbis zu 1 Milliarde Euro jährlichem
Auftragsvolumen für Lausitzer Unternehmen, es geht
damit umdenWohlstand aller Lausitzer und auch um
die soziale und kulturelle Infrastruktur. Wir müssen der
Wahrheit endlich ins Gesicht schauen: es gibt keinen
Ersatz für diese Industrie, es gibt keinen Plan B. Geht
die Braunkohle, geht auch der Wohlstand, wie inmei-
ner alten Heimat. Das weiß auch die Brandenburger
Landesregierung, die sich deshalb seit langem für die
Lausitzer Braunkohle stark macht. ImMärz zog Berlin
nun aber endgültig gegen die Lausitzer Braunkohle ins
Feld, dort will man mit aller Macht die selbst auferleg-
ten Ziele der CO2-Emissionsminderung erreichen. Das
Wirtschaftsministerium von Sigmar Gabriel, der vor
zwei Jahren noch hier bei uns für die Lausitzer Braun-
kohle unterschrieb, legte am 19. März ein Papier mit
nichts weniger als dem Todesurteil für einen Großteil
der Lausitzer Braunkohleindustrie vor. Laut dem Pa-
pier soll schon ab 2017 auf Braunkohlekraftwerke, die
älter als 20 Jahre sind, eine zusätzliche und rein poli-
tisch motivierte Abgabe auf CO2-Emissionen erfolgen.
Diese hat nichts mit dem europaweit geregelten Emis-
sionshandel zu tun und wurde in der Höhe so ange-
setzt, dass die Kraftwerke nicht mehr wirtschaftlich be-
triebenwerden könnten und zwangsläufig – und zwar
sofort im Jahr 2017 – unwirtschaftlich und damit abge-
schaltet würden. Sie hat auch nichts mit der Realität
und den erfolgten Investitionen bei diesen Kraftwer-
ken inmoderne Technologien zu tun. Auchwenn Lau-
sitzer Kraftwerke zum Teil älter als 20 Jahre sind, wur-
den sie durch Investitionen in Milliardenhöhe in ihrer
Gesamtheit zum modernsten Braunkohlekraftwerk-
spark der Welt. Das zählt mit diesemneuen Papier aus
demWirtschaftsministeriumnicht mehr. Diemöglichen
Folgen: schon 2017 würden Jänschwalde komplett und
Boxberg zu großen Teilen stillgelegt, die Hälfte der Lau-
sitzer Energie würde schlagartig abgeschaltet, nur we-
nige Jahre später würde auch der Rest folgen. Zehntau-
sende verlieren ihre Lebensgrundlage und werden die
Lausitz verlassen, einen Strukturwandel gibt es nicht –
und schon gar nicht so überstürzt. Die Lausitz verliert in
kurzer Zeit denWohlstand aus einem Jahrhundert Berg-
bauindustrie. Vor allemFamilien und junge Menschen
wird die Perspektivlosigkeit hart treffen.
Mit diesem Plan zerstört das Bundeswirtschaftsminis-
terium die lebenswerte Lausitz, wie wir sie heute ken-
nen. Sie macht auch den erfolgreichen Verkauf der
Lausitzer Braunkohlesparte durch Vattenfall unmög-
lich. Die Lausitz droht scheinbar, auf demTablett bun-
despolitischer Interessen geopfert zuwerden. Die Bun-
desregierung geht damit auch ihren Sonderweg in der
Energiewende weiter, dem imAusland niemandmehr
folgt und zu dem selbst Sigmar Gabriel bereits feststell-
te, dass uns dort alle „für Bekloppte“ halten. Nun spielt
er offensichtlich selbst dort mit. Lieber Sigmar, zählt
deine Unterschrift für die Lausitz, dein Name, deine
Ehre nun nichts mehr?
Nimmt man all diese Faktoren zusammen – den Ver-
lust wichtiger Institutionen, die Schwächung des Hoch-
schulstandortes, die verkehrspolitische Abkopplung
der Region und nun auch das drohende Aus des wich-
tigsten Wirtschaftsfaktors – dann wird mir bange um
die Lausitz. Wenn wir uns statt einer zweiten Ucker-
mark eine strukturstarke und lebenswerte Heimat mit
industriellemWohlstand erhalten wollen, müssen wir
uns endlich gegen den politischen Raubbau an unse-
rer Heimat wehren. Die Lausitz muss jetzt aktiv wer-
den. Ich bin bereit, für die Lausitz zu kämpfen. Sind
Sie es auch?
Dann werden Sie Teil einer starken Bewegung für
die Lausitz. Unser Verein braucht jede Stimme. In-
formationen finden Sie unter
www.pro-lausitz.de.
Ihr Wolfgang Rupieper