Titelthema :: Seite 28
die Eltern gemeinsam Geschichten erzählen. Ein
Beispiel: Der Nachwuchs gibt ein paar Stichwörter
vor, Mama oder Papa fädeln daraus eine Geschich-
te. Alternativ kann auf der Puppenbühne die liebs-
te Vorlesegeschichte nachgespielt werden. Als Dar-
steller eignen sich spezielle Handpuppen, die es zu
kaufen gibt, die aber auch selbst gebastelt werden
können, ebenso Teddy, Krokodil und Co. aus dem
kindlichen Plüschtier-Fundus. Das Motto „Weniger
ist mehr“ gilt übrigens auch für die Rolle der Eltern
– also: die Kleinen einfach mal machen lassen.
Wer die Fantasie seiner Kinder fördern will, sollte
sie nicht begrenzen. Stattdessen sollte der Nach-
wuchs ermuntert werden, die Geschichte selbst zu
Ende zu erzählen, selbst Vorschläge zu machen,
wie die Burg aussehen kann.
Eltern sollten auch nicht versuchen, die Bilder und
Bastelarbeiten ihrer Kinder zu verschönern. Ers-
tens liegt Schönheit bekanntlich im Auge des Be-
trachters, zweitens ist der Junior nur dann richtig
stolz auf sein Kunstwerk, wenn er es tatsächlich
allein geschaffen hat. Die Großen sollten sich nicht
nur mit Verschönerungsvorschlägen zurückhalten,
sondern auch mit Hilfsangeboten. Stattdessen soll-
ten sie die Kleinen ermuntern, entsprechend ihrem
Alter möglichst viel allein zu schaffen. Zweijähri-
ge können durchaus schon mit Schere und Kleber
hantieren. Schlussendlich sollten die Eltern un-
gewöhnliche Ideen ihrer Kinder hinnehmen und
anerkennen. Warum soll die Sonne nicht auch mal
grün sein oder eckig? Das vermeintlich Richtige
und Vernünftige lernen die Kinder früher oder spä-
ter ohnehin.
Platz für Kunst
Wenn der Nachwuchs sein ganzes kreatives Kön-
nen in ein kleines Kunstwerk investiert hat und
dieses nun stolz Mama und Papa präsentiert, heißt
es: Die Kunst braucht einen Platz. Die Bilder und
Figuren der Kleinen sollten zumindest für einige
Zeit gut sichtbar gewürdigt werden. Das kann das
Fensterbrett sein, eine kleine Kommode oder ein
Hocker, der extra für solche Kunstwerke aufgestellt
wird – das Kinderzimmer eignet sich, aber auch
der Flur oder die Küche. Für kleinere Geschwister,
die das Werk noch nicht entsprechend zu würdi-
gen wissen, sollte die Ausstellungsfläche idea-
lerweise nicht erreichbar sein. Wenn die Kinder
gern und häufig malen oder zeichnen, könnte eine
Anleitung basteln und malen, können sie eigene
Ideen umsetzen, etwas Neues schaffen. Das regt
das Gehirn an, zwischen den Nervenzellen entste-
hen neue Verbindungen. Wer von früh an kreativ
ist, hat langfristig etwas davon. Studien belegen,
dass es kreative Köpfe in der Schule leichter ha-
ben: Wer viel bastelt und zeichnet, schneidet beim
Sprechen, Schreiben und Rechnen oft überdurch-
schnittlich gut ab. Wer kreativ ist, ist flexibel im
Denken, er denkt „um die Ecke“, findet Lösungen,
wo andere schon aufgegeben haben. Er ist offen
für Neues und für Anregungen von außen. Spätes-
tens beim Einstieg ins Berufsleben sind diese „soft
skills“ Gold wert. In jedem Kind steckt ein gewisses
kreatives Potential. Daraus wird nicht immer ein
Maler oder Entdecker. Nichtsdestotrotz tun Eltern
gut daran, die Kreativität ihrer Kinder zu fördern.
Manch einem Kind reicht dafür eine Kiste mit Stif-
ten, Farben und Papier. Ein anderes Kind muss erst
angeschubst werden, indem die Eltern Anregun-
gen geben zum Basteln und Bauen oder indem sie
gleich selbst mit zu Bauherren werden.
Wer die natürliche Neugier der kleinen Forscher
und Entdecker unterstützen will, fängt am besten
bei der Kinderzimmer-Ausstattung an. Dabei gilt:
Weniger ist mehr. Wenig Spielzeug, viel Platz.
Platz zum Bauen von Türmen, Höhlen, Buden,
Burgen. Ein Zuviel an Spielzeug kann die Klei-
nen überfordern. Je kleiner die Kinder, desto an-
spruchsloser sind sie bei der Wahl der Spielsachen.
Sie können sich mit einem Topf oder Wäscheklam-
mern ebenso lange beschäftigen wie draußen mit
Stock und Steinen. Mit ihrer Fantasie machen sie
den Pappkarton zum Auto und den Ball zur Eis-
kugel. Sinnvoll ist eine Kiste oder Schublade mit
Materialien für kreative Stunden. Dort gehören
als Basisausstattung Stifte, Farben, Papiere hin-
ein. Dann können die Kinder ihrer Fantasie freien
Lauf lassen. Wer ein paar Anregungen braucht,
findet diese in Bastelbüchern, auf entsprechen-
den Internetseiten und am Ende des Textes. Neben
dem Malen und Basteln fördert das Geschichten-
erzählen die kindliche Fantasie. Neben dem klas-
sischen Kinderbuch sind Wimmelbücher geeignet,
in denen die Eltern – am besten gemeinsam mit
den Kindern – eigene Geschichten entdecken und
erzählen können. Eine im Idealfall zuvor selbst
gebastelte Puppenbühne animiert ebenso zum Ge-
schichtenerzählen. Mit größeren Kindern können