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Eltern von jüngeren Kindern wurden auch zu deren
Hobbys außerhalb von Kita und Schule befragt. 19
Prozent der unter Zehnjährigen singen oder spielen
regelmäßig ein Musikinstrument, 8 Prozent tanzen
oder spielen Theater und 7 Prozent malen oder bas-
teln wenigstens eine Stunde pro Woche. Das Ergeb-
nis bestätigt, dass das Interesse an Kunst und Kul-
tur in jungen Jahren noch sehr groß ist, dann aber
nachlässt.
Anlaufpunkt für junge Kunstinteressiere sind Ju-
gendkunstschulen. Der Bundesverband der Ju-
gendkunstschulen
und
Kulturpädagogischen
Einrichtungen e.V. (bjke) vertritt bundesweit 400
Jugendkunstschulen und erreicht nach eigenen
Angaben 600.000 Kinder, Jugendliche und Erwach-
sene über Kurse, Workshops, Projekte. Jeder zweite
Nutzer ist zwischen sechs und 13 Jahre alt, mit 60
Prozent sind die Mädchen etwas stärker vertreten
als die Jungen. Zu den Jugendkunstschulen des bjke
gehören auch klassische Musikschulen. Um den
Stellenwert von Kultur in unserer Gesellschaft zu
erfassen, lohnt ein Blick aufs Geld: Die Kulturausga-
ben der Bundesländer belegen für Brandenburg 234
Millionen Euro (2011) und für Sachsen 667 Millionen
Euro. Das umfasst u.a. die Unterstützung für Thea-
ter, Museen, Bibliotheken, Denkmäler, Kunsthoch-
schulen. Das mag viel klingen, relativiert sich aber
mit Blick auf den Gesamthaushalt. Da investiert die
öffentliche Hand nicht mal 2 Prozent ihrer Ausgaben
in Kunst und Kultur. Kunst und Kultur liegen Bund
und Ländern durchaus am Herzen, ihr besonderer
Schutz ist sogar in einigen Landesverfassungen fest-
geschrieben. Aber wenn die klammen Kommunen
Geld einsparen müssen, dann muss oft die Kultur
zuerst dran glauben – eine Bibliothek wird eher
geschlossen als eine Schule, zwei Theater eher zur
Fusion gedrängt als ein geplanter Straßenbau ver-
schoben. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die
wenigsten Museen und Theater durch Eintrittsgel-
der selbst refinanzieren können. Kultur rechnet sich
selten, ist aber essentiell für lebenswerte Städte. Sie
ist ein Zuschussgeschäft. Diese nötigen Zuschüsse
übernimmt neben der öffentlichen Hand auch die
private – in Form von Stiftungen, Organisationen
oder ganz simpel durch den zahlenden Besucher.
Deswegen: Jeder, der ins Theater oder Museum
geht, trägt dazu bei, es zu erhalten. Einem gut be-
suchten Kulturhaus wird kaum die Schließung dro-
hen, bei einem wenig attraktiven Museum ist das
schon wahrscheinlicher.
Kunst in Kita und Schule
Wer das kindliche Interesse an Kunst und Kultur
unterstützen möchte, hat mehrere Möglichkeiten. In
den ersten drei Lebensjahren reichen Mal- und Bas-
telangebote zu Hause durch die Eltern ergänzt mit
Besuchen im Museum oder Puppentheater. Später
wird das Angebot idealerweise durch die Kita und
dann die Grundschule ergänzt. In fast allen Kitas
gehören singen, musizieren, basteln und malen
zum Standard-Repertoire, wobei die Qualität und
Bandbreite je nach Einrichtung und Konzept stark
variiert. Wem die künstlerische Ausbildung des
Nachwuchses wichtig ist, der sollte sich vorab über
entsprechende Angebote der Kindertagesstätten in-
formieren.
Ab der Grundschule stehen regelmäßig Kunst und
Werken auf dem Stundenplan. Das Problem: Ähn-
lich wie Musik und Sport haben diese Fächer einen
geringen Stellenwert, die Lehrer sind teils unzurei-
chend ausgebildet, unterrichten gerade an Grund-
schulen oft fachfremd. Hinzu kommt häufiger Un-
terrichtsausfall. In Sachsen haben Grundschüler
eine Stunde pro Woche Kunst, ebenso viel Zeit ist
für das Fach Werken und das Fach Musik festgelegt.
In Brandenburg gibt es den sogenannten Lernbe-
reich Ästhetik, die Fächer Kunst und Musik sind
zusammengelegt, die Lehrer können entscheiden,
was wann mit welchem Schwerpunkt unterrichtet
wird. Etwa jede dritte Unterrichtsstunde in diesem
Fach wird von einem fachfremden Lehrer unterrich-
tet, der nicht als Kunstpädagoge ausgebildet ist. Ein
Teilhabe an kulturellen Aktivitäten 2013
von Kindern unter 10 Jahren in %
Singen und
Musikinstrumente spielen
Malen und Basteln
Tanzen undTheater
spielen
81
19
ja, mind. 1 Stunde proWoche
7
8
93
72
nein
Quelle: Zeitverwendungserhebung 2012/2013; Personen unter 10 Jahre;
Berechnungen des Statistisches Bundesamt