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Titelthema :: Seite 47

und -reisen kann man ihnen getrost lassen, bis sie

spannenderes entdecken. Fachleute sagen daher:

Geschichten von Zahnfee, Schnullerfee, Osterhase

und Weihnachtsmann sind völlig legitim, wenn

sowohl Eltern als auch Kinder mit diesen Geschich-

ten leben wollen und sie nicht in Frage stellen. Wer

jedes Jahr den Weihnachtsmann in die heimische

Stube kommen lässt, sollte allerdings auf die Fra-

gen der Kleinen vorbereitet sein: Wo wohnt der

Weihnachtsmann? Besucht der alle Kinder? Schafft

er das überhaupt? Warum kommt manchmal der

Weihnachtsmann und manchmal das Christkind?

Woher hat der Weihnachtsmann die Geschenke?

Eltern haben entweder passende Antworten parat

oder aber sie entwickeln sie gemeinsam mit ihren

Kindern, in dem sie die Fragen zurückgeben. Wäh-

rend die ältesten Geschwister noch relativ lange an

den Weihnachtsmann glauben können, wird es bei

kleineren Geschwistern schwieriger. Man kann sie

einfach eher „aufklären“ oder aber man macht sich

die Großen zum Verbündeten, wenn sie die „Lüge“

enttarnt haben: „Du kennst jetzt ein Geheimnis

der Erwachsenen, das darf deine kleine Schwester

noch nicht wissen.“

Das sagt die Expertin:

Wie lange dürfen Kinder an

den Weihnachtsmann glauben? Maria Große Perde-

kamp: Hier hängt es wieder von den Eltern ab, was

sie sich wünschen. Von der magischen Welt, in der

Kinder bis zum Vorschulalter leben, profitieren ja

auch die Eltern. Ich persönlich finde es ein schönes

Ritual, das zu unserer Kultur gehört. Irgendwann,

meist mit Beginn der Grundschule, verlassen die

Kinder diese magische Welt und enttarnen diese

Mythen. Oft gönnen sich Familien gern noch eine

gewisse Übergangszeit, in der weiterhin der Weih-

nachtsmann bzw. das Christkind die Geschenke

überreicht, obwohl die Kinder nicht mehr daran

glauben. Ich finde es auch wichtig, Kindern die un-

terschiedlichen Bräuche um das Weihnachtsfest zu

vermitteln. Auch die Feste und Bräuche anderer Re-

ligionen dürfen hier Platz finden.

Literatur

Erklär mir, warum!:

Erstaunliche Antworten

auf Kinderfragen, gondolino Verlag

Kann Papa Kinder kriegen?

Die wichtigsten

Kinderfragen und wie Eltern liebevoll darauf

eingehen können, DK Verlag

die Bedeutung und Berechnung von Wechselgeld

erschließt sich ihnen. Das in der Grundschule er-

lernte Rechnen ist dafür eine wichtige Grundlage.

Der Nachwuchs entwickelt jetzt auch konkrete

Preisvorstellungen, weiß was teuer und preiswert

ist und wie viel bestimmte Dinge kosten. Zum Ende

der Grundschulzeit wissen Kinder, dass es nicht

nur Bargeld gibt, sondern auch ec-Karten und Kon-

ten und dass Geld durch Arbeit verdient werden

muss. Mit etwa zehn bis zwölf Jahren entwickeln

sie ein abstrakteres Verständnis für Geld und Wirt-

schaft. Sie können etwas mit den Begriffen Gewinn

und Verlust, Kostendeckung und Handelsspanne

anfangen. Im Laufe der Pubertät wird das ökono-

mische Verständnis noch komplexer: Sie lernen

die Mechanismen der Marktwirtschaft kennen: An-

gebot und Nachfrage, Wettbewerb, Profit, Aktien.

Insofern sind in den ersten Lebensjahren bildhafte

Erklärung hilfreich: Das Bild von der früher übli-

chen Lohntüte oder der Kaufmannsladen bieten

sich für erste Erklärung zum Geld an. Später kann

es auch abstrakter werden.

Mögliche Gesprächsanlässe:

Bezahlen an der

Kasse, Taschengelderhöhung, Geldgeschenk zum

Geburtstag, Betriebskostenabrechnung.

Mehr Informationen:

Sehr ausführlich haben wir

uns in der lausebande-Ausgabe September 2015

mit dem Thema Taschengeld beschäftigt.

Weihnachtsmann und Osterhase

Was lange funktioniert hat, wird irgendwann doch

in Frage gestellt: „Gibts den Weihnachtsmann

wirklich, Mama?“ Eltern kleiner Kinder stehen vor

der Frage: Lüge ich mein Kind an oder verzichte ich

auf den Weihnachtsmann? Ende 2016 hatten briti-

sche Forscher mit einem Fachartikel für Unsicher-

heit gesorgt, in dem sie Eltern warnten, ihre Kinder

jahrelang anzulügen. Die Lüge vom Weihnachts-

mann könne das Vertrauen zwischen Eltern und

Kindern nachhaltig schädigen, wenn sie auffliege.

Ganz so drastisch sehen es die meisten Experten

hierzulande nicht sie. Sie sehen die Geschichte

vom Weihnachtsmann eher als Bereicherung. Lüge

und Wahrheit sei an dieser Stelle die falsche Ka-

tegorie. Kleine Kinder im magischen Alter leben

ohnehin in einer Welt voller Prinzessinnen, Dra-

chen, Hexen und Ritter. Diese Phanatisefiguren