Titelthema :: Seite 42
• 5-6 Jahre: Der Tod wird häufig als Bestrafung für
eigene böse Taten angesehen. Mit dieser Vorstel-
lung wird auch das Begrabenwerden kombiniert.
• 6-7 Jahre: Es ist bekannt, dass der Körper des
Menschen nach dem Tod zerfällt.
• 8-9 Jahre: Da der Gedanke an den endgültigen
Tod unannehmbar wird, beginnen Kinder an die
Unsterblichkeit des Menschen zu glauben.
• 9-10 Jahre: Kinder sehen den Tod jetzt sachlich-
nüchtern. Sie wissen, dass jeder sterben kann, auch
sie selbst, und dass der Tod unumkehrbar ist.
Schwierig wird es, wenn das Thema aufkommt,
weil das Haustier, die Oma oder vielleicht so-
gar ein anderes Kind gestorben ist. Dann geht es
nicht mehr nur darum, dem Kind zu erklären, was
Sterben eigentlich heißt. Jetzt ist gilt es auch, das
Kind in seiner Trauer aufzufangen. Manche Kinder
reagieren mit Angst, andere mit Wut oder Schuld-
gefühlen auf den Tod von ihnen nahestehenden
Personen. Man sollte mit den Kindern über ihre
Gefühle reden, die eigenen Gefühle erklären. Sehr
hilfreich sind für Kinder Rituale. Sie sollten in ir-
gendeiner Form Abschied vom Verstorbenen neh-
men können und auch später noch eine „Anlauf-
stelle“ zu ihm haben. Das kann das Grab sein, ein
bunter Stein im Garten, ein Luftballon, der zum
Geburtstag mit guten Wünschen in den Himmel ge-
schickt wird, ein Gebet für den Verstorbenen.
Mögliche Gesprächsanlässe:
Todesfall im Fami-
lien- oder Bekanntenkreis. Tod des Haustiers. Lei-
chenwagen im Straßenverkehr. Nachrichten über
Tote. Tote Insekten/Kleintiere in der Natur. Wel-
kendes Herbstlaub.
Das sagt die Expertin:
Ab welchem Alter kann
man sein Kind mit auf eine Beerdigung nehmen?
Maria Große Perdekamp: Das ist pauschal schwer
zu beantworten. Ich würde das Kind nur mitneh-
men, wenn es den Verstorbenen näher kannte,
eine Beziehung zu ihm hatte. Wichtig ist es, die
Kinder gut vorzubereiten: Wie läuft die Beerdigung
ab, was ist eigentlich der Tod? Gerade wenn ein
naher Angehöriger verstorben ist, brauchen Kin-
der einen Ansprechpartner, jemanden der mit ih-
nen über das Erlebte und ihre Gefühle redet. Sonst
besteht die Gefahr, dass sie falsche Schuldgefühle
entwickeln, z.B. denken, die Oma ist gestorben,
weil sie sie nicht so oft besucht haben, oder sich in
ihrer Trauer isolieren. Es ist auch wichtig, bei kon-
kreten Todesfällen in der Familie oder im Freun-
deskreis zu erklären, warum jemand gestorben
ist, z.B. weil er krank war oder einen Unfall hatte.
Somit wird Kindern klar, dass Menschen nicht ein-
fach so grundlos sterben. Wichtig ist zu erklären,
was bedeutet denn eigentlich der Tod.
Wie erklärt man Kindern den Tod?
Maria Große Perdekamp: Um den Tod und das
Sterben zu erklären, sollten Eltern für sich ein
passendes Bild finden. Für Kinder eignet sich die
christliche Vorstellung gut, dass die Verstorbenen
in den Himmel kommen. Das ist sicher eine unrea-
listische, aber eine sehr schöne, anschauliche Vor-
stellung. Weitere Erklärungsansätze können sein:
zum einen die Variante vom Werden und Vergehen
in der Natur. So wie im Frühling die Knospen auf-
gehen und die Pflanzen erblühen, so welken sie im
Herbst und werden dann wieder zu Erde. So ist es
im Grunde auch beim Menschen, auch wir werden
geboren, werden groß, im Alter bekommen wir
Falten, auch wir werden nach dem Tod wieder zu
Erde. Ein dritter Erklärungsansatz orientiert sich
an der buddhistischen Idee der Wiedergeburt. Also
die Vorstellung, dass wir nach dem Tod neu gebo-
ren werden. Egal, welche Variante man für sich am
passendsten findet, Eltern müssen nicht ins Detail
gehen, sie können durchaus ehrlich sagen, dass
sie es selbst nicht so genau wissen, schließlich
haben sie den Tod ja nicht selbst erlebt. Auch bei
diesem Thema bietet es sich an, die Kinder durch
Rückfragen einzubeziehen: Wie stellst du dir den
Himmel vor? Mal das doch mal als Bild.
Mehr Informationen:
Sehr ausführlich haben wir
uns in der lausebande-Ausgabe November 2013 mit
dem Thema Trauer, Tod und Kinder beschäftigt.
Glaube und Religion
Wer sich mit Fragen zu Tod und Sterben beschäf-
tigt, landet zwangsläufig bei der Frage nach dem
Glauben. Das Thema ist vor allem für jene Eltern
schwierig, die selbst nicht glauben. Was sollen sie
ihren Kindern über Gott vermitteln? Spätestens
in der Schule werden den Kindern im Ethik- oder
Religionsunterricht die Grundzüge der Weltreligi-
onen vermittelt. Doch wie gehen Eltern vorher zu