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Kitagebühren :: Seite 63

Elternteile arbeiten, landen da schnell bei Jahres-

einkommen zwischen 60.000 und 100.000 Euro.

Dafür haben sie auch wesentlich mehr Aufwand

in ihre Ausbildung und Karriere gesteckt und sich

ihr aktuelles Einkommen hart erarbeitet. Sie ha-

ben studiert, arbeiten meist weit über die normale

40-Stundenwoche hinaus in Führungspositionen

oder einer Selbständigkeit mit Verantwortung für

weitere Arbeitsplätze. Sie haben ein Haus gebaut

und müssen Kredite tilgen, benötigen zwei Autos

samt damit verbundenen Kosten – und auch Urlaub

zur Regeneration vom Arbeitsalltag. Sie sorgen in

Zeiten unsicherer Renten fürs Alter vor und sparen

gleichzeitig für eine gute Bildung ihrer Kinder an.

Das Budget ist auch in einkommensstarken Famili-

en meist verplant. Hunderte Euro Mehrausgaben für

die Kita stehen da in Konkurrenz zu anderen monat-

lichen Zusatzausgaben. Seien es Freizeitangebote

wie der Ausflug ins kommunale Erlebnisbad, den

Hallenspielplatz oder ins Kino, seien es Ausgaben

für den Verein, fürs Ballettstudio oder Kulturange-

bote, seien es Einkäufe im Einzelhandel vor Ort oder

Dienstleistungen z.B. rund ums Haus. Kurzum: was

für die Kita mehr ausgegeben wird, muss anderswo

eingespart werden und schwächt die Kaufkraft vor

Ort sowie Ausgaben für soziale und kulturelle As-

pekte, die sich ausgerechnet diese Zielgruppe bis-

lang leisten konnte. Es sind also nicht die Reichen.

Es sind jene Familien, die ein wichtiger „Zahler“ für

viele soziale und kulturelle sowie wirtschaftliche

Angebote vor Ort sind. Eine Gebührenerhöhung

schadet also nicht nur diesen Familien, sondern

dem gesamten Leben einer Stadt.

Zudem sind es vor allem diese Familien mit gut aus-

gebildeten Fachkräften, die hier benötigt werden

und gehalten werden sollten. Sie werden es sich

künftig zweimal überlegen, ob Cottbus die Stadt

ist, in der ihre Kinder aufwachsen. Im nahen Sach-

sen können Sie in Sachen Kita im Zweifel mehrere

Tausend Euro pro Jahr sparen, das trifft für Cottbu-

ser aber schon beim Umzug ins nur 15 Autominuten

entfernte Peitz zu. All das ausgerechnet kurz nach-

dem Cottbus Ende 2015 durch das Familienminis-

terium zur kinderfreundlichsten Stadt des Landes

Brandenburg gekürt wurde!

Kitagebühren als Standortfaktor

Mit dem Pfund als kinderfreundliche Stadt hat Cott-

bus dann auch gewuchert. Das klang nach einem

starken Standortvorteil. Dieser Vorzug steht jetzt

auf dem Spiel. Denn die Außenwirkung der Eltern-

proteste gegen vermeintliche kommunale Abzocke

dürfte Familien eher abschrecken.

Familien lassen sich durch Kitagebühren sicher

nicht vom Kinderkriegen abbringen, aber sie kön-

nen sehr wohl einen Einfluss darauf haben, wo

Familien ihre Kinder groß ziehen. Im Bundesland

Rheinland-Pfalz hat die Landespolitik beispielswei-

se landesweit für gebührenfreie Kitas gesorgt. Auch

Nordrhein-Westfalen macht einen Schritt in diese

Richtung und pumpt in den nächsten drei Jahren

mehr als eine halbe Milliarde Euro in die Kinder-

gärten. Die Stadt Düsseldorf schaffte die Kitagebüh-

ren ab, um junge Arbeitnehmer anzulocken. Auch

in den Stadtstaaten Berlin und Hamburg wurden

bzw. werden die Elternbeiträge ganz oder teilweise

abgeschafft. Die Begründung dafür liegt oft darin,

dass Gebühren und Qualität der Kitas auch vor dem

Hintergrund des Fachkräftemangels immer mehr

zu einem Standortfaktor werden. Zudem werden

beispielsweise in Berlin Kitas regelmäßig extern

evaluiert, um die Kita-Qualität auszubauen. Sollte

dies bundesweit eingeführt werden, wird es auch in

Cottbus wieder spannend, denn Kita-Qualität, also

beste Fachpraxis bspw. durch systematische Fort-

bildungen und gute Betreuungsschlüssel, können

auch Träger nicht umsonst realisieren.

Die Landesinitiative für Gebührenfreiheit

Rheinland Pfalz ist bereits jetzt der Beweis, dass

eine Gebührenfreiheit für die Kinderbetreuung

auch auf Landesebene umgesetzt werden kann. Sie

garantiert Kindern ein gleiches Recht auf Bildung

von Anfang an – denn Kinder können nichts für das

Einkommen ihrer Eltern. Der Brandenburger Danilo

Fischbach engagiert sich mit einer Bürgerinitiati-

ve für beitragsfreie Krippen und Kitaplätze – siehe

www.buergerinitiative-kitaplaetze.de

. Vielschich-

tiger sind die Ziele in der Verbesserung der Kinder-

betreuung, die von den Spitzenverbänden der frei-

en Wohlfahrtspflege im Land Brandenburg mit der

Kampagne „Gemeinsam für gute Bildung. Von An-

fang an!“ verfolgt werden. In der LIGA Brandenburg

setzen sich diese derzeit für bessere Betreuungsbe-

dingungen für die Kinder, insbesondere mehr Per-

sonal zur Betreuung und eine verlässliche Finanzie-

rung, ein. Auch das ist Gegenstand der Demo am 14.

September in Potsdam.

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