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Titelthema :: Seite 38

gebacken. In Frankreich, dem Land von Baguette

und Croissant, gilt der Weizen als König der Mehle.

Aus gesundheitlichen Gründen auf Weißbrot ver-

zichten müssen daher nur Menschen, die an Zölia-

kie bzw. Glutenunverträglichkeit leiden. Gluten ist

im Getreide enthaltenes Klebereiweiß. Es sorgt da-

für, dass Teige elastisch und gleichzeitig stabil sind,

also nicht zusammenfallen. Während des Backens

umschließt es die Gasbläschen, die durch Hefe oder

Sauerteig entstehen. Das Gas kann dadurch nicht

entweichen und lässt den Teig so aufgehen. Zöliakie

ist eine Darmerkrankung, bei der Getreideprodukte

aus Weizen, aber auch aus Roggen, Dinkel und Ha-

fer gemieden werden müssen. Alle anderen dürfen

zum Frühstück guten Gewissens ins helle Marmela-

denbrötchen beißen.

Brotkauf: Bäcker oder Discounter?

Wer Brot haben möchte, hat viele Möglichkeiten:

selber backen, abgepackt aus dem Supermarkt-

regal, vom Backautomaten beim Discounter oder

vom Bäcker um die Ecke. Eins vorweg: Egal wofür

man sich entscheidet, alle diese Brote enthalten die

Hauptzutaten Getreide und Wasser. Auch das Brot

vom Discounter deckt den täglichen Nährstoffbe-

darf des Menschen. Und doch gibt es Unterschiede

zwischen dem Brot aus dem Backautomaten und

dem aus der klassischen Backstube: im Geschmack,

in der Auswahl, im Preis, im Service – und in der

Hygiene.

Letzteres wird meist kaum betrachtet. Aber haben

Sie an einer Brotstation im Supermarkt nicht auch

schon beobachtet, wie Kunden herzhaft in die Back-

ware grabbeln und sich mit nackten Händen das

vermeintlich Beste heraussuchen. Viele nutzen die

Zangen oder Folienhandschuhe nicht. Bei Tests

wurden sogar Fäkalkeime an den Klappen und Grif-

fen der Backstationen gefunden. Da kann einem

schon schlecht werden.

Dafür ist es im Supermarkt teils deutlich günstiger.

Der hohe Preisunterschied resultiert vor allem aus

dem Herstellungsprozess, weniger aus dem ver-

wendeten Mehl. Die beim Discounter aufgebacke-

nen Backwaren werden zuvor in großen Fabriken

tausendfach vorgefertigt. Sie sind industrielle Mas-

senware im klassischen Sinn. Etwas provokant von

„Massenbrothaltung“ spricht Bernd Kutscher, Di-

rektor der Bundesakademie des Deutschen Bäcker-

handwerks. Die Großbäckereien haben ganz andere

Einkaufspreise, weil sie das Mehl in Tonnen bestel-

len, während der Bäcker nur den 10-kg-Sack ordert.

Maschinen stellen dieWaren her, Menschen braucht

es dazu kaum. Das drückt die Personalkosten, vom

Handwerk kann man nicht mehr reden. Um solche

Brötchen herzustellen braucht es die Hände nur,

um die Maschinen zu bedienen. Der Bäcker dage-

gen stellt kleine Stückzahlen her, oft in Handarbeit.

Natürlich knetet auch der Bäckermeister seinen

Brötchenteig nicht mit den Händen, sondern mit der

Maschine, aber viele Arbeitsschritte werden eben

doch noch von Hand erledigt. Der Sauerteig beim

Bäcker bekommt die Zeit zum Ruhen und Gehen,

die er benötigt. Beim Bäcker ist auch die Auswahl

an Brot- und Gebäcksorten größer und wechselt re-

gelmäßig. Natürlich zahlt man beim Bäcker auf den

Service. Dafür sind Beratung und Lächeln inklusi-

ve. Nur vom Brotverkauf könnte kein Bäcker leben.

Deswegen gehören zum Angebot auch Kuchen, Tor-

ten, Kekse, viele Betriebe haben den Verkaufstresen

noch um einen Cafébereich ergänzt.

Biobäcker wiederum backen ihr Brot mit Mehl aus

ökologischem Anbau. Das muss nicht unbedingt bes-

Handarbeit beim Bäcker um die Ecke macht einen Unterschied – das Brot schmeckt länger gut!

Fotos: Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks e. V./ D. Ramazani