Titelthema :: Seite 41
Sterben und Tod
Noch ein Thema, über das die meisten Erwachse-
nen besser schweigen als reden können. Und doch
ist es wichtig, dass Eltern ganz offen und möglichst
unbefangen mit ihren Kindern über Sterben, Tod
und Trauer reden. Denn ähnlich wie bei der Se-
xualität ist die Schranke nur im Kopf der Eltern
vorhanden. Kinder verbinden zunächst nichts
Negatives oder Befremdliches mit dem Tod. Erste
Berührungen mit dem Thema können durch eine
tote Spinne oder eine tote Maus im Garten ausge-
löst werden. Da Kinder noch ganz unbefangen mit
dem Thema umgehen, sollte man Tod und Sterben
auch nicht negativ besetzen. Die Kinder sollen
Sterben weder für schlimm noch schmerzhaft hal-
ten. Der Tod sollte etwas ganz Natürliches sein, das
zum Kreislauf des Lebens dazu gehört. Gleichzeitig
sollte den Kindern klar gemacht werden, dass man
nicht einfach so stirbt, sondern dass in der Regel
nur sehr alte, kranke Menschen sterben. So lassen
sich auch eventuelle Fragen nach dem eigenen Tod
oder dem der Eltern beantworten. Kleine Kinder
verstehen noch nicht, dass der Tod endgültig ist.
Für sie ist er nur ein Zustand, der wieder vorüber
geht. Daher gilt: Wer angemessene Erklärungen
bieten will, für den kann es hilfreich sein, zu wis-
sen, welche Vorstellungen Kinder in welchem Al-
ter vom Tod haben (Quelle: Dr. Hubertus Glaser,
www.navigator-medizin.de):
• 2-3 Jahre: In der Regel existiert noch keine Vor-
stellung von Sterben und Tod.
• 3-4 Jahre: Kinder verstehen Sterben als ein Ereig-
nis, das Trennungsängste auslöst. Der Tod wird
als Schlafzustand und Abwesenheit empfunden.
• 4-5 Jahre: Die Ansichten sind noch sehr unklar
und werden mit dem Zustand der Dunkelheit und
Bewegungslosigkeit verbunden.
Meist wollen die Kinder nur die Reaktion der Eltern
testen. Wenn diese nicht weiter reagieren, hat das
neue Wort meist schon seinen Reiz verloren. Tau-
chen solche Begriffe immer wieder auf, macht man
den Kindern klar, dass solche doofen Wörter ande-
ren wehtun können und dass sie zu Hause tabu sind.
Ganz allgemein lässt sich sagen, dass Kinder bis
zur Vorschule wissen sollten, dass Kinder geboren
werden (und nicht vom Klapperstorch gebracht
werden) und sie sollten eine grobe Vorstellung von
der Geburt haben. Sie sollten die Geschlechtsteile
benennen können und unterschiedliche Begriffe
dafür kennen. In der Grundschule sollten Kinder
zudem die (inneren) Fortpflanzungsorgane kennen
und eine realistische Vorstellung vom Geschlechts-
verkehr haben. Sie sollten mit Themen wie Puber-
tät, Empfängnisverhütung und Homosexualität
vertraut sein.
Mögliche Gesprächsanlässe:
Waschen in der
Wanne/Dusche. Tampons im Bad. Kondome in der
Drogerie. Ein Haustier bekommt Nachwuchs. Play-
boy-Magazin im Zeitschriftenladen. Medienberich-
te über prominente Schwangere.
Das sagt die Expertin:
Müssen Eltern ihre Kinder
in Zeiten des Internets noch sexuell aufklären?
Maria Große Perdekamp: Die Kinder bzw. Jugend-
lichen sind heute durch den Biologieunterricht
aufgeklärt. Dann stehen sie aber noch vor der
Schwierigkeit: Wie setze ich dieses Wissen im All-
tag um, wenn auf einmal Gefühle im Spiel sind?
Beispielsweise wissen Jugendliche sehr wohl, wie
man beim ersten Mal verhütet. Wenn es aber wirk-
lich soweit ist und man total verliebt und unsicher
ist, ist es plötzlich nicht mehr so einfach, das auch
umzusetzen, zu kommunizieren und durchzuset-
zen. Das kann weder im Biologieunterricht beant-
wortet werden, noch durch das Internet. Die Eltern
sind da möglicherweise auch nicht immer der rich-
tige oder gewünschte Ansprechpartner. Manches
beredet man lieber mit Freunden. Wenn das aber
von den Kindern gewünscht ist, sollten Eltern sie
natürlich durch diese Themen begleiten.
Mehr Informationen:
Sehr ausführlich haben wir
uns in den lausebande-Ausgaben September 2012
und Oktober 2014 mit dem Thema Sexualität und
Kinder beschäftigt.
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