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für weitere Kommunen in der Lausitz geben – und
liegen die Ursachen vielleicht in den immensen
Steuerausfällen und dem bundespolitisch gewollten
Umbruch der Lausitzer Braunkohleindustrie? Droht
sich diese Entwicklung für Familien weiter zu ver-
schärfen? Viele Fragen, denen wir in diesem Spezial
für Familien nicht nur in Cottbus, sondern in der ge-
samten Lausitz auf den Grund gehen wollen – nicht
immer mit zufriedenstellenden Antworten.
Werfen wir zunächst noch einmal einen Blick auf
Cottbus. Bereits im Jahr 2012 sollte hier eine dras-
tische Erhöhung der Kitagebühren um bis zu 75
Prozent durchgesetzt werden, die durch Proteste
zahlreicher Familien und Cottbuser Bürger samt
Online-Petition mit über 4.000 Stimmen verhindert
werden konnte. Damals wurde ein Jahr später eine
überarbeitete Satzung mit moderater Gebühren-
erhöhung eingeführt. Zur selben Zeit erreichte in
einem vergleichbaren Fall ein Erfurter Vater mit sei-
ner Initiative sogar die komplette Rücknahme einer
vorgesehenen Gebühren-Steigerung in seiner Kom-
mune. Beispiele, die beweisen, wie wirkungsvoll
das Engagement von Eltern sein kann, wenn es hin-
Es brodelt derzeit in vielen Cottbuser Fa-
milien. Zum 1. August hat die Stadt eine
neue Gebührensatzung für Kitas und Hor-
te in Kraft gesetzt, die Familien teils mit tausenden
Euro Mehrkosten pro Jahr belastet. Die ersten Eltern
zahlen bereits kräftig drauf, andere Kitas stellen erst
im November auf die Erhöhung um. Spätestens zum
Jahresende dürfte die Mehrzahl der Familien, die
Kinder in Cottbuser Kita- oder Horteinrichtungen
betreuen lässt, die Umstellung spüren. Dabei sind
alle Einkommensgruppen betroffen – aktuell weh-
ren sich Eltern und können bei reichlich Beteiligung
sogar Erfolg in ihrem Kampf gegen die Gebührener-
höhung haben, wie gute Beispiele zeigen. Ein Blick
in die Region und ins Land hinterlässt zum Thema
allerdings nur Verwunderung, Kitagebühren schei-
nen hierzulande ein undurchsichtiger, willkürlicher
Flickenteppich zu sein. Während Senftenberg die
Gebühren vor Kurzem ebenso erhöht hat, zahlt man
in Peitz, Burg, Hoyerswerda und anderen Orten ne-
benan teils deutlich weniger Kitagebühren.
Woher rühren diese Unterschiede in der Lausitz?
Wie entstehen Kitagebühren überhaupt und wer be-
schließt sie? Wird die Erhöhung in Cottbus Beispiel
„Luxusartikel Kind“
Ein Ausflug in den Dschungel Lausitzer Kitagebühren.
Das kostet im Durchschnitt die Betreuung eines Einzelkindes unter drei Jahren pro Monat. Aus über Tau-
send Leserantworten wurden die Kosten pro Stunde ermittelt und auf eine ganztägige Betreuung von 45
Wochenstunden hochgerechnet. Nicht unterschieden wurde dabei, ob es sich um kommunale oder private
Einrichtungen handelt. Die Daten sind nicht repräsentativ, spiegeln aber die Lebenswirklichkeit der ZEIT-
Leser wider.
(Quelle: ZEIT ONLINE Leserbefragung)
Durchschnittliche Kitaplatzkosten nach Bundesland inkl. Essengeld
Westen
1. Bayern 439 Euro
|
2. Hamburg 398 Euro
|
3. Nordrhein-Westfalen 372 Euro
| Baden-Württemberg 369 Euro
Bremen 364 Euro | Schleswig-Holstein 353 Euro | Saarland 343 Euro | Niedersachsen 339 Euro
Hessen 283 Euro | Rheinland-Pfalz 28 Euro (nur Essengeld, da Kita gebührenfrei)
Osten + Berlin
1. Brandenburg 250 Euro
|
2. Mecklenburg-Vorpommern 211 Euro
|
3. Sachsen 180 Euro
Sachsen-Anhalt 172 Euro | Thüringen 156 Euro | Berlin 148 Euro*
*Umfrage aus 2013, Berlin jetzt beitragsfrei! (Ab September 2016 werden schrittweise die Gebühren für die
Betreuung von Kindern bis zu drei Jahre wegfallen)
Recherche und Redaktion:
Jonas Köhler, Jens Taschenberger