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Kita- und Schulverpflegung sowie Ernährungsbil-
dung widmen (siehe Interview). Das geplante Nati-
onale Qualitätszentrum für gesundes Essen in Kita
und Schule soll auch den Caterern als Anlaufstelle
dienen. Ziel ist es, die Qualitätsstandards der DGE
stärker als bisher umzusetzen. Zudem soll ein Qua-
litätsnachweis entwickelt werden, mit dem Caterer
belegen können, dass sie für die Verpflegung in Kita
und Schule qualifiziert sind. „Denn wir müssen si-
cherstellen, dass die Köche auch die Fähigkeiten
mitbringen, um für Kinder und Jugendliche zu ko-
chen“, so Minister Schmidt auf einer Fachmesse im
März 2016.
Ansprechpartner zu diesen Themen für Schulen, Ki-
tas und Caterer sind bisher die Vernetzungsstellen
Schulverpflegung in jedem Bundesland, die künftig
mehr Geld vom Bund erhalten sollen. Diese Stellen
geben Infomaterialien an Schulen, in einigen Bun-
desländern auch an Kitas heraus und bieten Weiter-
bildungen zum Thema an. Bildung und Qualifizie-
rung rund um das Thema Essen und Ernährung ist
unerlässlich, wenn wir über die Verpflegung an Ki-
tas und Schulen reden: Nur gut informierte Köche,
Lehrer und Schulleiter werden sich um vollwertige
Mittagsverpflegung bemühen. Auch Kinder müssen
lernen, welche Lebensmittel es gibt, welche gut für
den Körper sind und welche weniger, warum aus-
gewogene Ernährung wichtig ist, wie Lebensmittel
zubereitet werden, welche Zusatzstoffe es gibt und
wofür sie eingesetzt werden. Bei der Vermittlung
dieses Wissens sind Elternhaus und Schule gefragt.
Die Schwierigkeit dabei: Bildung ist Ländersache,
das gilt auch für die Ernährungsbildung. Ein ei-
genes Schulfach gibt es nicht, das Thema wird in
Fächern wie Sachkunde, Heimatunterricht, Natur-
wissenschaften, in der Oberstufe dann vor allem in
Biologie und Hauswirtschaft integriert. Dann lernen
die Schüler, was bedarfsgerechte Ernährung ist, es
geht um Prävention, um die Rolle von Bewegung
und Essstörungen. Je nach Bundesland steht eben-
so im Lehrplan: Artgerechte Tierhaltung, Obst- und
Gemüsesorten, Inhaltsstoffe von Lebensmitteln. Es
gibt wissenschaftliche Empfehlungen, welche The-
menfelder aus dem Bereich Ernährungsbildung in
der Schule behandelt werden sollten. Nimmt man
dieses als Grundlage und schaut sich die Lehrplä-
ne der Bundesländer an, lassen sich starke Unter-
schiede feststellen: Sachsen ist das einzige Bundes-
Ausblick – was muss passieren
Die IST-Situation an deutschen Kitas und Schulen
ist spätestens nach den zwei jüngsten Studien be-
kannt. Aber was kann die Politik, was können Schu-
len und Eltern tun, damit es den Kindern künftig
besser schmeckt und sie fit für den Tag macht?
Die beiden großen Herausforderungen beim Thema
Mittagsverpflegung sind: erstens die Kosten, zwei-
tens die vielen Akteure. Wenn künftig noch öfter
gesundes, schmackhaftes Essen auf den Tellern lan-
den soll, dann braucht es mehr Geld und den Willen
aller Beteiligten. An vielen Stellen steht das Thema
Mittagsverpflegung noch nicht weit genug oben auf
der Agenda. Das beginnt damit, dass Eltern, die eine
Schule für ihr Kind suchen, nach dem Konzept und
den Kooperationspartnern fragen, aber sicher nicht
nach dem Mittagessen. Auch die meisten Kitas wer-
ben mit einem besonderen pädagogischen Konzept,
aber nicht mit dem Mittagessen.
Insofern sind die Eltern ein wichtiger Akteur, der
sich für das Thema interessieren und engagieren
muss. Das hat auch Bundesernährungsminister
Christian Schmidt erkannt und sich mit der Kampa-
gne „Macht Dampf!“ um eben diese Eltern als Mit-
streiter für gesundes Kita- und Schulessen bemüht.
Auf der Kampagnen-Homepage finden Eltern Tipps
und Anregungen, wie sie sich für ein ordentliches
Mittagessen an der Schule ihres Nachwuchses stark
machen können. Mit einer Checkliste können sie
zunächst prüfen, ob die DGE-Standards an ihrer
Kita bzw. Schule bereits berücksichtigt werden. Sie
sollten zunächst herausfinden, wer an der Schu-
le für das Mittag zuständig ist und wer bei einer
Ausschreibung über den Caterer entscheidet. Im
nächsten Schritt sollten sie sich Mitstreiter suchen:
Andere Eltern, die Schüler selbst und im Idealfall
die Schulleitung, die das Thema Schulessen bisher
vielleicht gar nicht auf dem Schirm hatte. Die Grün-
dung einer Mensa-AG versammelt alle Mitstreiter an
einem Tisch und kann sich so beim Schulträger Ge-
hör verschaffen.
Die Eltern allein werden es aber nicht richten kön-
nen. Die Politik selbst muss die Rahmenbedingun-
gen schaffen. Ein erster Schritt ist bereits passiert:
In den kommenden Monaten werden zwei bun-
desweite Zentren etabliert, die sich den Themen