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de, weil das Essen nicht so lange warm gehalten
werden muss. Wer weniger Essen kocht und kürze-
re Transportwege hat, muss nicht schon früh um 8
Uhr mit der Essenszubereitung beginnen. Der zwei-
te Vorteil der Nähe: Ein regelmäßiger Austausch
zwischen Anbieter und Schule ist so leichter. Das
ermöglicht konkrete Projekte und Aktionstage beim
Caterer vor Ort. Das heißt auch, dass Kritik und Lob
schneller ankommen, Rezeptwünsche eher auspro-
biert werden können.
Wer mit den kleineren Caterern spricht, hört vor al-
lem ein Argument an erster Stelle: Wenn wir mehr
Geld zur Verfügung haben, können wir auch die ge-
wünschte Qualität und Vielfalt auf den Teller brin-
gen. Gute, regionale Lebensmittel möglichst in Bio-
Qualität haben eben ihren Preis. Der Mindestlohn,
der nun auch für Küchenhilfen und Beiköche fällig
ist, drückt ebenfalls. Stattdessen aber wäre bei Aus-
schreibungen noch immer der Preis ausschlagge-
bend und oft genug kommt der preiswertere Groß-
anbieter zum Zuge, statt der Caterer vor Ort. Daran
habe auch der Skandal aus dem Jahr 2012 nichts ge-
ändert. Die DGE-Standards kennen die Caterer und
berücksichtigen sie zumindest zum Teil, halten sie
aber an manchen Stellen für überzogen. Stattdessen
orientieren sie sich vor allem an den Wünschen der
Kinder und die essen – DGE-Empfehlung hin oder
her – eben liebend gern Jägerschnitzel und Nudeln.
Gerade kleineren Caterern würde eine gewisse Ver-
lässlichkeit bei der Zahl der Essensbestellungen hel-
fen. Das gibt Planungssicherheit und erleichtert die
Kostenkalkulation. Viele von ihnen liefern nur ein
paar Dutzend oder hundert Essen aus. Fällt dann
eine Klasse weg wegen einer Klassenfahrt, des be-
vorstehenden Ferienbeginns oder ähnlichem, rech-
net sich die Essenszubereitung schon nicht mehr.
Eine Möglichkeit wäre die verpflichtende Teilnah-
me aller Kinder am Schulessen, das aber wird sich
kaum durchsetzen lassen.
Wir haben vier kleine Anbieter aus Südbranden-
burg gefragt, wie sie die Diskussion um das Kita-
und Schulessen wahrnehmen und was sich ändern
müsste.
„Wir verfolgen die Diskussion um die Essensqualität
einerseits über Tagespresse und Fachzeitschriften,
andererseits über die Rückmeldungen aus den Kitas
nierten Kriterien für bestimmte Nährstoffe entspre-
chen. Besonders salzige, fettige und süße Speisen
mit hohem Salz-, Zucker- und Fettgehalt dürfen nur
selten angeboten werden, während Obst und Gemü-
se täglich im Angebot sind. 2005 hat sich die Politik
in Großbritannien dem Thema Schulverpflegung
angenommen, angestoßen durch Starkoch Jamie
Oliver. Damals wurde der „School Food Trust“ ge-
gründet, eine Nichtregierungsorganisation, die für
die Qualität der Schulverpflegung zuständig ist. Sie
erhielt eine staatliche Anschubfinanzierung. Heute
wird die Organisation von Wohltätigkeitsverbänden
und Stiftungen finanziert.
Das sagen die Caterer
Schlussendlich müssen auch die Versorger, zu-
meist Caterer, miteinbezogen werden. Sie sind es in
den meisten Fällen, die das Essen für die Kita- und
Schulkinder zubereiten. Nur zehn Prozent der Cate-
rer sind speziell auf Kinder und Jugendliche ausge-
richtet. Zertifizierungen zur Qualität der zubereite-
ten Speisen, an denen sich Eltern und Schulen bei
der Auswahl eines Anbieters orientieren könnten,
gibt es von der Deutschen Gesellschaft für Ernäh-
rung. Sie sind aber wenig verbreitet. Kitas und Schu-
len haben ebenfalls die Möglichkeit, sich zertifizie-
ren zu lassen und damit nach außen zu werben. Das
tun bisher nur wenige Einrichtungen, der Zertifizie-
rungsprozess ist mit Zeit und Kosten verbunden,
bringt aber eine merkliche Qualitätssteigerung der
Verpflegung mit sich. Rechtlich erforderlich sind
Zertifizierungen bisher in Deutschland nicht.
In Brandenburg sind auch fünf Jahre nach dem
Skandal in der Schulverpflegung um verseuchte
Tiefkühl-Erdbeeren weiter Großversorger wie So-
dexo, appetito oder Dussmann verbreitet. Geht es
um die Suche nach einem (neuen) Essensanbieter
für die Einrichtung, entscheiden die meisten Träger
und Eltern nach dem Geldbeutel und weniger nach
der Qualität. So kommt es, dass von den täglich
120.000 Schulessen in Brandenburg ein Großteil
von sechs großen Anbietern gekocht wird. Darüber
hinaus gibt es 20 regionale Unternehmen, 35 loka-
le Anbieter und 60 Kleinküchen. Diese kleineren
Anbieter kochen täglich nicht tausende Essen, son-
dern versorgen meist weniger als 10 Einrichtungen.
Der Vorteil dieser kleinen Anbieter: Sie sind näher
dran an den Kindern. Das hat rein praktische Grün-