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Titelthema :: Seite 46

de, weil das Essen nicht so lange warm gehalten

werden muss. Wer weniger Essen kocht und kürze-

re Transportwege hat, muss nicht schon früh um 8

Uhr mit der Essenszubereitung beginnen. Der zwei-

te Vorteil der Nähe: Ein regelmäßiger Austausch

zwischen Anbieter und Schule ist so leichter. Das

ermöglicht konkrete Projekte und Aktionstage beim

Caterer vor Ort. Das heißt auch, dass Kritik und Lob

schneller ankommen, Rezeptwünsche eher auspro-

biert werden können.

Wer mit den kleineren Caterern spricht, hört vor al-

lem ein Argument an erster Stelle: Wenn wir mehr

Geld zur Verfügung haben, können wir auch die ge-

wünschte Qualität und Vielfalt auf den Teller brin-

gen. Gute, regionale Lebensmittel möglichst in Bio-

Qualität haben eben ihren Preis. Der Mindestlohn,

der nun auch für Küchenhilfen und Beiköche fällig

ist, drückt ebenfalls. Stattdessen aber wäre bei Aus-

schreibungen noch immer der Preis ausschlagge-

bend und oft genug kommt der preiswertere Groß-

anbieter zum Zuge, statt der Caterer vor Ort. Daran

habe auch der Skandal aus dem Jahr 2012 nichts ge-

ändert. Die DGE-Standards kennen die Caterer und

berücksichtigen sie zumindest zum Teil, halten sie

aber an manchen Stellen für überzogen. Stattdessen

orientieren sie sich vor allem an den Wünschen der

Kinder und die essen – DGE-Empfehlung hin oder

her – eben liebend gern Jägerschnitzel und Nudeln.

Gerade kleineren Caterern würde eine gewisse Ver-

lässlichkeit bei der Zahl der Essensbestellungen hel-

fen. Das gibt Planungssicherheit und erleichtert die

Kostenkalkulation. Viele von ihnen liefern nur ein

paar Dutzend oder hundert Essen aus. Fällt dann

eine Klasse weg wegen einer Klassenfahrt, des be-

vorstehenden Ferienbeginns oder ähnlichem, rech-

net sich die Essenszubereitung schon nicht mehr.

Eine Möglichkeit wäre die verpflichtende Teilnah-

me aller Kinder am Schulessen, das aber wird sich

kaum durchsetzen lassen.

Wir haben vier kleine Anbieter aus Südbranden-

burg gefragt, wie sie die Diskussion um das Kita-

und Schulessen wahrnehmen und was sich ändern

müsste.

„Wir verfolgen die Diskussion um die Essensqualität

einerseits über Tagespresse und Fachzeitschriften,

andererseits über die Rückmeldungen aus den Kitas

nierten Kriterien für bestimmte Nährstoffe entspre-

chen. Besonders salzige, fettige und süße Speisen

mit hohem Salz-, Zucker- und Fettgehalt dürfen nur

selten angeboten werden, während Obst und Gemü-

se täglich im Angebot sind. 2005 hat sich die Politik

in Großbritannien dem Thema Schulverpflegung

angenommen, angestoßen durch Starkoch Jamie

Oliver. Damals wurde der „School Food Trust“ ge-

gründet, eine Nichtregierungsorganisation, die für

die Qualität der Schulverpflegung zuständig ist. Sie

erhielt eine staatliche Anschubfinanzierung. Heute

wird die Organisation von Wohltätigkeitsverbänden

und Stiftungen finanziert.

Das sagen die Caterer

Schlussendlich müssen auch die Versorger, zu-

meist Caterer, miteinbezogen werden. Sie sind es in

den meisten Fällen, die das Essen für die Kita- und

Schulkinder zubereiten. Nur zehn Prozent der Cate-

rer sind speziell auf Kinder und Jugendliche ausge-

richtet. Zertifizierungen zur Qualität der zubereite-

ten Speisen, an denen sich Eltern und Schulen bei

der Auswahl eines Anbieters orientieren könnten,

gibt es von der Deutschen Gesellschaft für Ernäh-

rung. Sie sind aber wenig verbreitet. Kitas und Schu-

len haben ebenfalls die Möglichkeit, sich zertifizie-

ren zu lassen und damit nach außen zu werben. Das

tun bisher nur wenige Einrichtungen, der Zertifizie-

rungsprozess ist mit Zeit und Kosten verbunden,

bringt aber eine merkliche Qualitätssteigerung der

Verpflegung mit sich. Rechtlich erforderlich sind

Zertifizierungen bisher in Deutschland nicht.

In Brandenburg sind auch fünf Jahre nach dem

Skandal in der Schulverpflegung um verseuchte

Tiefkühl-Erdbeeren weiter Großversorger wie So-

dexo, appetito oder Dussmann verbreitet. Geht es

um die Suche nach einem (neuen) Essensanbieter

für die Einrichtung, entscheiden die meisten Träger

und Eltern nach dem Geldbeutel und weniger nach

der Qualität. So kommt es, dass von den täglich

120.000 Schulessen in Brandenburg ein Großteil

von sechs großen Anbietern gekocht wird. Darüber

hinaus gibt es 20 regionale Unternehmen, 35 loka-

le Anbieter und 60 Kleinküchen. Diese kleineren

Anbieter kochen täglich nicht tausende Essen, son-

dern versorgen meist weniger als 10 Einrichtungen.

Der Vorteil dieser kleinen Anbieter: Sie sind näher

dran an den Kindern. Das hat rein praktische Grün-