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Titelthema :: Seite 47

sie sehr wohl an die DGE-Standards heranführen.

Ich tausche mich regelmäßig mit Schülern, Eltern

und Lehrern über die Wünsche aus und beherzige

auch Kritik. Ohne Frage muss das Essen mehr kos-

ten und da sind die Eltern ebenso in der Verantwor-

tung wie die Politik. Ich weiß, dass das utopisch

ist, aber eigentlich läge der Preis für ein gutes, voll-

wertiges Mittagessen bei 3,50 Euro. Es wäre schon

hilfreich, wenn die Mittagsversorgung an Schulen

und Kindertagesstätten steuerfrei wäre. Damit wür-

de die Politik auch ein Zeichen setzen. Mindestens

genauso wichtig ist aber, welche Bedeutung wir als

Gesellschaft dem Essen beimessen. Der Trend zu

Snacks und to-go-Speisen ist problematisch, das Es-

sen wird immer mehr zur Nebensache. Es sollte aber

meiner Meinung nach wieder mehr Aufmerksamkeit

bekommen. Das fängt damit an, dass die Kinder

ausreichend lange Pausen haben und das Essen in

Gemeinschaft erleben, sei es mit anderen Kindern,

den Erziehern oder zu Hause mit der Familie.“ 

Annett Zeuner, Inhaberin Partyservice Tischlein deck

Dich, versorgt 2 Schulen in Döbern

„Die Studien und Debatten um die Qualität des Kita-

und Schulessens kenne ich, halte sie an manchen

Stellen allerdings für etwas übertrieben. Zu aktu-

ellen Anforderungen an die Schulspeisung infor-

miere ich mich über Fachzeitschriften, die Vernet-

zungsstelle Schulverpflegung und Fachmessen. Ich

bin schon lange im Geschäft und habe das Gefühl,

es werden ständig neue Trends ausgerufen. Wenn

wir zu wenig Fleisch anbieten, heißt es, wir wollen

sparen, gibt es zu viel Fleisch, ist das auch wieder

falsch. Die DGE-Standards kennen wir. Ich halte

sie aber an manchen Stellen für schwer umsetzbar

und nicht immer vereinbar mit den Vorlieben der

Kinder. So wird z.B. täglich Obst gefordert. Das ist

richtig und wichtig; aber gebe ich das Obst im Gan-

zen mit, landet es in den Schulen oft im Müll. Daher

müsste das Obst eigentlich in der Ausgabe vor Ort

in mundgerechte Stücke geschnitten werden, aber

dafür fehlt dem Personal die Zeit, welche ohnehin

knapp bemessen ist. Außerdem würde ich mir wün-

schen, dass gesundes Essen auch schon zu Hause

vorgelebt wird. Die größte Herausforderung besteht

darin, dass das Essen gesund sein soll, aber gleich-

zeitig schmeckt und möglichst wenig kostet. Das ist

nicht so einfach, denn Qualität hat ihren Preis. Aus

diesem Grund sollte bei Ausschreibungen nicht

und Schulen, die wir versorgen. Dabei stellen wir

immer wieder einen Unterschied fest zwischen dem,

was die Eltern von uns Caterern fordern und dem,

was sie ihren Kindern zu Hause vorleben. Die glei-

chen Eltern, die ihren Kindern fünf Euro für einen

Döner mitgeben, wollen in der Schule nicht mehr als

2,50 Euro für ein gesundes Mittagessen bezahlen. Es

gibt einerseits die Eltern, die viel Gemüse und keine

Zusatzstoffe wollen, andererseits die Schüler, die

ganz gut wissen, was ihnen schmeckt und was sie

am liebsten essen wollen. Und dann gibt es noch

die Standards der DGE. Es ist schwierig, alle An-

sprüche unter einen Hut zu bringen und dabei auch

noch gutes, bezahlbares Essen zuzubereiten. Ich

denke, der realistische Preis für ein hochwertiges,

gesundes Essen läge bei etwa 3 Euro. Wer bei den

Lebensmitteln spart, kann den Kindern nichts Gu-

tes auf den Teller tun. Der zweite Kostenfaktor ne-

ben den Lebensmitteln sind die Personalkosten, da

spielt auch der Mindestlohn eine Rolle. Es ist heute

nicht mehr so einfach, einen guten Koch zu finden.

Wir kochen täglich frisch, vermeiden Convenience-

Produkte weitgehend und halten die vorgegebenen

Warmhalte-Zeiten ein. Unsere Lebensmittel bezie-

hen wir von regionalen Anbietern aus Sachsen und

Brandenburg. Ich würde mir wünschen, dass der

Wunsch nach mehr Regionalität auch in der Praxis

umgesetzt wird. Und dass die vor Jahren geforder-

te Zertifizierung der Essensanbieter bei Ausschrei-

bungen auch Berücksichtigung findet. Bisher ist es

leider noch oft so, dass bei Ausschreibungen der

billigste Anbieter genommen wird, egal woher er

kommt und wie er kocht.“

Klaus Weinert, Geschäftsführer Weinert Catering

Service GmbH, versorgt 12 Kitas und Schulen in der

Lausitz

„In der Debatte um gesundes Schulessen sind alle

gefragt: Politik, Lehrer, Eltern aber auch wir Cate-

rer. Ich denke, die kleinen Anbieter vor Ort können

durch den direkten Austausch mit Schulen, Kindern

und Eltern eher eine optimale Essensversorgung

anbieten. Ich orientiere mich stark an den DGE-

Standards, aber natürlich auch an den Wünschen

der Kinder. Wenn das Essen im Müll landet, weil es

nicht schmeckt, ist keinem geholfen. Ich habe die

Erfahrung gemacht, dass die Kinder einerseits „un-

gesunde“ Speisen vorziehen, sich aber andererseits

mit der Zeit auch für neue Speisen öffnen. Man kann

»